Der Däne Thomas Vinterberg, einst Dogma-Rebell, legt einen Kostümfilm vor. „Am grünen Rand der Welt“ erzählt nach Thomas Hardys Roman von einer Frau, die sich in der Männerwelt von einst als Herrin einer Farm durchsetzen muss.

Stuttgart - Geschäfte zu führen, das hieß für eine Frau früher: Geschäfte zu übergeben, an den Ehemann nämlich, dem sie ausliefern sollte, was ihr durch eine Erbschaft zugefallen sein mochte. Das Empörende solcher Strukturen ist indes nicht erst der Nachkriegswelt aufgefallen. Der britische Autor Thomas Hardy erzählt in seinem Roman „Far from the madding Crowd“, der ihm 1874 den Durchbruch brachte, von einer Frau, die einen großen Hof führt und unabhängig bleiben möchte, sowie von mehreren Männern, die diese Bathsheba Everdene lieben oder zumindest als einträgliche Partie umwerben.

 

Als sorgfältig ausgestatteten Kostümfilm mit vielen grünen Landschaften hat das nun ausgerechnet der Däne Thomas Vinterberg („Das Fest“) verfilmt, einst einer der auf Schmucklosigkeit dringenden Dogma-Rebellen. „Am grünen Rand der Welt“ ist ein achtbarer, aber nie mitreißender Film, ein Kinostück ganz in der Tradition der BBC-Literaturverfilmungen.

Carey Mulligan spielt Bathsheba mit einer gewissen Entrücktheit, als sei sie sich bewusst, dass sie gerade dann, wenn sie fest auf dem Boden steht, nicht mehr in ihrer Epoche verankert ist. Auch an Matthias Schoenaerts, Michael Sheen und Tom Sturridge kann man nichts aussetzen: nur, dass die Adaption des Stoffs durch John Schlesinger, deren deutsche DVD „Die Herrin von Thornhill“ heißt, viel packender ist.

Am grünen Rand der Welt. USA, Großbritannien 2015. Regie. Thomas Vinterberg. Mit Carey Mulligan, Matthias Schoenaerts, Michael Sheen, Tom Sturridge. 119 Minuten. Ab 6 Jahren.