Die Firma ACI Systems Alemania aus Baden-Württemberg will wichtige Rohstoffe in Bolivien abbauen. Das soll im Einklang mit Einheimischen und der Umwelt geschehen, doch daran regt sich Kritik.

Zimmern ob Rottweil/La Paz - So wie unter den spanischen Kolonialherren, die den Silberberg Potosi in Bolivien plünderten, damit Profit machten und die Einheimischen in Armut zurückließen, soll es diesmal nicht werden. Daran lässt Acisa-Geschäftsführer Wolfgang Schmutz keinen Zweifel. Seine Firma aus Zimmern ob Rottweil bekam Ende 2018 den Zuschlag, den Lithium-Abbau am Salzsee Salar de Uyuni zu übernehmen. Der Rohstoff ist sehr gefragt, keine der modernen Batterielösungen kommt ohne Lithium aus. Den Abbau soll Acisa zusammen mit dem bolivianischen Staatsunternehmen YLB bewerkstelligen.

 

Menschen in Bolivien streiken

Doch in den vergangenen Wochen regten sich in Bolivien Proteste gegen den Abbau-Vertrag. In La Paz traten Aktivisten in den Hungerstreik, wollten die komplette Annullierung der Verträge erreichen. Sie begründen ihren Protest damit, dass die Region um den Salzsee ihrer Meinung nach zu wenig von Gewinnen profitieren werde, auch die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft seien intransparent.

Acisa wollte mit Informationsveranstaltungen gegensteuern, holte dafür nach eigenen Angaben Nichtregierungsorganisationen ins Boot, es fanden Gespräche mit Brot für die Welt und Misereor statt. Doch es gibt Differenzen mit dem Zimmerner Unternehmen darüber, wie intensiv die Zusammenarbeit ist. Markus Zander, Länderreferent für Bolivien bei Misereor, sagt: „Wir planen keine gemeinsamen Veranstaltungen mit Acisa. Zusammen mit Brot für die Welt hegen wir große Bedenken wegen der Umwelt- und Sozialverträglichkeit der Lithium-Produktion.“ Kristina Sänger von Brot für die Welt teilt die Sorgen, fordert mehr Transparenz von den kooperierenden Firmen. „Natürlich sehen wir den bolivianischen Staat in der Hauptverantwortung, aber die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht gilt auch für Acisa“, sagt die Mitarbeiterin der evangelischen Organisation.

Einwohner müssen schnell informiert werden

Bis jetzt hätten zwei Treffen stattgefunden, allmählich drängt die Zeit: Nach Auskunft des Unternehmens soll mit dem Aufbau der Anlage am Salar de Uyuni Mitte kommenden Jahres begonnen werden. Da bleibt wenig Zeit für Bürger und Anwohner, sich Informationen über die Risiken des Projekts einzuholen und dagegen Einspruch einzulegen. Zumal Menschen rund um den Salzsee keinen Einblick haben, was bei den Produktionsstätten vorgeht: Das Gebiet ist militärisches Sperrgebiet, von außen schwer einsehbar.

Das Lithium-Projekt ist ein zweischneidiges Schwert: Zum einen will die baden-württembergische Firma in Bolivien bis zu 300 Arbeitsplätze schaffen, die Mitarbeiter aus- und weiterbilden; zum anderen sind die Umweltbelastungen unklar: „Was passiert mit dem Wasserhaushalt rund um den See, wenn von unter der Salzdecke abgesaugt wird?“, fragt Markus Zander. In der kommenden Woche ist Acisa-Chef Schmutz in Bolivien und berät sich vielleicht auch zu diesen Themen.