Seit die ersten Nachrichten vom russischen Überfall auf die Ukraine eingingen, organisiert Liuba Smolska Soforthilfe für ihre Landsleute. Bei der berufstätigen, zweifachen Mutter aus Bietigheim-Bissingen laufen viele Fäden zusammen.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - „Super schwierig ist das Leben geworden“, sagt Liuba Smolska, 37. Der Kriegsausbruch hat es auf den Kopf gestellt. Vom ersten Tag an organisiert sie, die in Riwne in der Ukraine geboren ist und seit zehn Jahren in Deutschland lebt, Soforthilfe für die Menschen in ihrer Heimat. Sie schreibt, telefoniert, checkt Nachrichten. Pausenlos. Stuttgart Help Ukraine, heißt ihre private Initiative. Die Telegram-Gruppe , die sie gestartet hat, ist in kürzester Zeit auf 800 Mitglieder angewachsen.

 

Und dann sind da noch die zwei Kinder, 3 und 6 Jahre alt, die betreut sein wollen. Und die Freundin von Krim, die soeben bei ihr eingetroffen ist. Ihre Mutter wird in Kürze folgen. Ein anderer Teil ihrer Familie lebt in Moskau: Opa und Oma, ein Onkel. Wie viele ihre Landsleute verbindet Liuba enge persönliche Beziehungen zu dem Land, das ihr Land überfallen hat. Gleichzeitig ist sie mit jeder Faser Patriotin. Und eine leidenschaftliche Anhängerin Europas und der Freiheit, die jetzt auf dem Spiel steht. „Super schwierig alles“, sagt sie. Fast unmöglich, damit klarzukommen.

Ihr Arbeitgeber hat sie freigestellt, damit sie besser helfen kann

Leben, das heißt für Liuba Smolska jetzt vor allem Funktionieren und Organisieren. Ihre Ausbildung als Bankkauffrau und Wirtschaftsinformatikerin hilft ihr dabei. Auch ihr Arbeitgeber, die Mercedes-Benz Mobility, wo sie im Datamanagement tätig ist. Er hat sie freigestellt, um ihr zu ermöglichen, was jetzt am Wichtigsten ist: helfen. Das tut sie mit aller Kraft. Das Netzwerk, das sie in der ukrainischen Community und darüber hinaus geknüpft hat, kümmert sich um dringend benötigte Medikamente und Verbandsmaterial, besorgt Schutzausrüstung, organisiert Transporte und Fahrdienste. Über Nacht ist sie und sind andere zu wandelnden Hilfszentralen geworden. Das übersteigt irgendwann die Kräfte. Die Soforthilfe muss in langfristige, professionelle Hilfe münden, weiß Liuba Smolska. Sie ist bereit, sich auch dann noch zu engagieren, denn sie ahnt: Das Leben bleibt noch lange „super schwierig“.