Die Freitreppe am Schloßplatz hat Konkurrenz bekommen: Am Wilhelmspalais sitzt man inzwischen fast noch besser. Und statt schräger Straßenmusik gibt es hier nun Konzerte.
Stuttgart- Das Wilhelmspalais, die ehemalige Stadtbücherei am Charlottenplatz, wird seit Ende Mai bekanntlich „zwischengenutzt“, wie man sagt. Und das wird sie auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wie es sich die Macher erhofft haben, ist der feudale Eingangsbereich mit seinen Treppen innerhalb kürzester Zeit zum Dreh- und Angelpunkt geworden. Oder wieder anders gesagt: er wird von den Menschen genutzt.
Nicht nur am Wochenende, sondern auch Werktags genießen die Stuttgarter auf den Treppen und Liegestühlen den Feierabend bei Bierchen, Cocktails und Softdrinks oder einem Bocadillo. Kein Wunder: Der Ausblick bis rüber zum Schlossplatz und über die Hügel Stuttgarts hinweg ist grandios, außerdem ist man auf dieser Position live beim Sonnenuntergang dabei.Die Bühne und das Publikum ist also da, dachte man sich wohl, jetzt kann man es auch noch ein wenig „entertainen“, wie Robbie Williams einst sang. Seit letzter Woche findet noch bis Anfang August unter der Woche die Konzertreihe „Live auf der Treppe“ statt. Dabei konzentriert man sich, passend zum gepflegten Feierabend, eher auf sanfte Töne und setzt überwiegend auf Künstler aus dem lieblichen Genre Singer / Songwriter. Kreischende Gitarren braucht man am Dienstagabend halt auch nur bedingt.
Die intime Atmosphäre ist die Basis der Konzertreihe. Klappt sogar ganz gut, auch wenn im Nacken der Musiker der Charlottenplatzwahnsinn tobt. Die Künstler bauen sich am Fuße der Treppe auf und veredeln für die Treppenbewohner die lauen Sommernächte. Notfalls auch drinnen. Bislang sind Roman Wreden und Michael Schlüter aufgetreten, am heutigen Dienstag präsentiert der Stuttgarter Max François bewaffnet mit Gitarre und Mikro sein akustischen Rock und seine jazzige Chansons, überwiegend in deutscher Sprache übrigens.
Am 31. Juli tritt der gebürtige Moskauer Nikita Gorbunov mit einer Mischung aus „Performance-Lyrik, Live-Hörspiele und melancholisches Songwriting mit Gangsterrap-Einflüssen“ auf, gefolgt von Manuel Winter am 01. August und seinen Songs über den Alltag und zum Abschluss am 8. August spielt die Band „Fojgl“ Bearbeitungen jidischer Lieder und Eigenkompositionen mit traditionellen jiddischen Texten.Man sieht, nicht ganz das alltägliche Konzertprogramm. Kann mal man hingehen. Koscht auch nix.