Gib dem Pathos keine Chance: Die Beatsteaks begeistern im ausverkauften Stuttgarter LKA mit unprätentiös-fröhlichem Vorwärtsrock.

Stuttgart - Es gibt Bands, die sind zu viert, klingen aber nach deutlich mehr. Bei den Beatsteaks verhält es sich umgekehrt. Deren Sound ließe sich auch mit zwei Mann weniger problemlos wegspielen. Aber vermutlich würde es dann weniger Spaß machen: der Band – und damit auch dem Publikum. Wie hoch der Spaßfaktor bei einem Auftritt des Sextetts aus Berlin nach zweiundzwanzig Karrierejahren inzwischen liegt, ließ sich am Freitagabend im mit tausendfünfhundert Besuchern restlos ausverkauften LKA-Longhorn in Stuttgart besichtigen.

 

Dass die Beatsteaks simplen Funpunk-Attitüden noch immer ebenso fernstehen wie der oft etwas hedonistischen Haltung der Generation Selfie, macht das gut zweistündige Konzert überdies zu einer sympathischen Angelegenheit. Eher ist es eine Art sachliche Fröhlichkeit, auf die sich die Band und ihr Fans geeinigt haben. Mit Berliner Bodenständigkeit verweigern sich die Beatsteaks jeglicher extrovertierter Gesten oder musikalischer Eitelkeiten.

Frontmann zwischen Spaßmichel und Rampensau

Selbst die Gangart von Arnim Teutoburg-Weiß, obwohl ein charismatischer, auch auf Festivalbühnen bestens erprobter Frontmann, wirkt wohltuend unkalkuliert – im LKA agiert er schön hemdsärmelig auf halber Strecke zwischen Spaßmichel und Rampensau, albert mit spießiger Anglermütze oder schrägem Napoleonshut umher, zappelt choreografisch gänzlich undressiert auf den Bühnenlautsprechern herum und gibt einen Publikumseinpeitscher, der eher spontan aus dem Bauch heraus agiert als einstudierte bonmots aufzusagen. Und seine kratzige Stimme ist die eines unprätentiösen Rock-Shouters, der auch bei sich bleibt, wenn er auf den Spuren von Freddie Mercury wandelt wie in einer ehrfurchtsvoll originalgetreuen Coverversion des Queen-Hits „I want to break free“. Drum herum sägen die Gitarren freundlich, aber bestimmt, erdige Punkriffs und verweigern sich jedweder Hymnenhaftigkeit – gib dem Pathos keine Chance.

Rhythmisch erlauben sich die Beatsteaks immer wieder sidesteps Richtung Reggae oder verschieben ihren Sound mittels HipHop-naher Dancebeats hin zu einer tanzbaren Rockmusik, der mit hüpfender Wucht daherkommt. Bei Gassenhauern wie „DNA“, „Milk & Honey“, „Automatic“ oder „Gentleman of the Year“ jedenfalls hopst das LKA bis in die hintersten Reihen mit vollem Körpereinsatz. Weitgehend bruchlos in dieses Best-of-Repertoire integriert: einige Songs des aktuellen Albums „Yours“, die ein oder andere Tempovariation und ein paar tastenbetontere Klänge – aber das interessierte an diesem spaßbetonten Abend nur sehr am Rande.