Lkw ab 7,5 Tonnen müssen künftig Maut entrichten. Und auch auf einigen Bundesstraßen gilt künftig die Mautpflicht. Der Betreiber Toll Collect wirbt für die automatische Buchung der Gebühren.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Nächstes Jahr sollen Autofahrer erstmals bundesweit eine Maut zahlen. Für Lkw-Besitzer ist das längst Alltag. Schon seit 2005 wird für Fahrzeuge ab zwölf Tonnen Gesamtgewicht bei jeder Fahrt auf deutschen Autobahnen eine Benutzungsgebühr fällig, die weit ausgereifter ist als die künftige, pauschal berechnete Pkw-Vignette. Denn jede Lkw-Fahrt wird per Satellit und Mobilfunk von der Mautfirma Toll Collect automatisch erfasst und abgerechnet.

 

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich der Spediteur dem automatischen Verfahren angeschlossen und ein Erfassungsgerät, die sogenannte On-Board-Unit (OBU), in seinen Lkw hat einbauen lassen. Rund 820 000 Fahrzeuge haben bereits eine OBU, 90 Prozent der jährlichen Mauteinnahmen von zuletzt 4,4 Milliarden Euro (2014) werden damit laut Toll Collect abgerechnet. Der Rest wird manuell erfasst, dafür können an rund 3400 Terminals bundesweit Einzeltickets gekauft werden.

Für den Bund ist die Lkw-Maut zu einer wichtigen Finanzierungsquelle geworden. Rund 40 Milliarden Euro hat Toll Collect bereits überwiesen. Dagegen sind die 500 Millionen Euro Zusatzeinnahmen, die Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) pro Jahr bei der Pkw-Maut erhofft, recht überschaubar. Allein voriges Jahr hat Toll Collect für rund 26 Milliarden Kilometer die Lkw-Maut erfasst und 1,6 Millionen Rechnungen verschickt.

In der Berliner Zentrale nahe dem Potsdamer Platz gibt es für die Experten viel zu tun, denn gleich zwei neue Projekte soll die Tochterfirma von Daimler und der Deutschen Telekom für den Bund pünktlich erledigen. Zum 1. Juli werden zunächst weitere 1100 Kilometer vierspurige Bundesstraßen für Lkw mautpflichtig. Dafür mussten die Strecken im digitalen Erfassungs- und Abrechnungssystem ergänzt werden.

Künftig müssen Lkw ab 7,5 Tonnen zahlen

„Das hat gut geklappt, wir sind im Zeitplan“, sagt eine Sprecherin. Mehr Arbeit macht das zweite Projekt, die Ausweitung der Lkw-Maut auf leichtere Fahrzeuge ab 1. Oktober 2015. Dann muss für Lkw bereits ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht bezahlt werden. Der Bundesrat hat das Gesetz erst Anfang Mai abgesegnet, Dobrindt hofft allein hier auf Zusatzeinnahmen von 380 Millionen Euro pro Jahr für die vielerorts marode Infrastruktur.

Rund 250 000 Fahrzeuge sind von der Erweiterung betroffen, davon rund 90 000 aus dem Ausland. Die Mautpflicht gilt auch für Kombinationen, also Lkw mit Anhänger, die zusammen schwererer sind als 7,5 Tonnen. Damit werden viele kleinere Unternehmen und Gewerbetreibende erstmals mit der Maut zu tun haben, zum Beispiel Handwerks- und Baubetriebe, Gartenbauer, Brauereien, Bäckereien, Lieferdienste. „Wir hoffen, dass sich viele dem automatischen Verfahren anschließen, das erleichtert für alle Seiten die Abwicklung“, sagt die Sprecherin. 85 000 OBU, so hofft man bei Toll Collect, könnten eingebaut werden, was einem Drittel der Fahrzeuge entspräche. Noch sind erst wenige Tausend Geräte bestellt und verbaut.

Der Zeitdruck wegen der späten Verabschiedung des Gesetzes ist hoch. Toll Collect erwartet, dass eine Infokampagne aufklärt und viele betroffene Betriebe sich zeitnah mit dem Thema beschäftigen. Denn die Registrierung der Fahrzeuge, die Einrichtung des Zahlungsverkehrs und der OBU-Einbau in der Werkstatt gehen nicht von heute auf morgen. Wer sich Zusatzaufwand ersparen will, sollte möglichst rasch aktiv werden.