Daimler rechnet 2014 mit einem deutlichen Anstieg von Absatz und Gewinn im Lkw-Geschäft. Die Schwäche in Europa soll im Laufe des Jahres überwunden werden.

Stuttgart - Obwohl der Auftragseingang in Europa auf Talfahrt ist, zeigt sich der für das Lkw-Geschäft zuständige Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard optimistisch. „Der Start ins neue Jahr stimmt uns zuversichtlich für den weiteren Verlauf des Jahres“, sagte Bernhard. Insgesamt soll der Absatz 2014 deutlich steigen. Gleiches gilt für den Ertrag. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll laut Bernhard deutlich über dem Vorjahresniveau liegen. Im Vorjahr hatte der Absatz um fünf Prozent auf 484 000 Fahrzeuge zugelegt. Bei einem stagnierenden Umsatz in Höhe von 31,5 Milliarden Euro nahm das Ebit aus dem laufenden Geschäft leicht auf 1,75 Milliarden Euro zu. Damit verbesserte sich die Umsatzrendite etwas auf 5,6 Prozent. Der Daimler-Vorstand machte jedoch kein Hehl daraus, dass dies bei weitem noch nicht zufriedenstellend sei. „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, räumte Wolfgang Bernhard ein. Das Unternehmen will über den Konjunkturzyklus hinweg eine durchschnittliche Umsatzrendite von acht Prozent erreichen.

 

Die aktuelle Abschwächung in Europa ist auf vorgezogene Käufe vor der Einführung der neuen Emissionsnorm Euro VI zurückzuführen. Viele Transportunternehmen haben vor der Einführung der schärferen Vorschriften im vergangenen Jahr noch schnell billigere Fahrzeuge der alten Norm gekauft. Im Januar seien die Aufträge merklich zurückgegangen und diese Entwicklung setze sich im Februar fort. Darauf habe man sich aber eingestellt und einige Samstage aus dem Produktionsplan herausgenommen. Die Produktion im Werk Wörth, wo die Lastwagen für den europäischen Markt produziert werden, sei ordentlich ausgelastet. Bernhard zeigt sich zuversichtlich, dass die Schwächephase in Europa etwa zur Jahresmitte beendet sein könnte. Dabei setzt er auch auf eine allmähliche konjunkturelle Belebung in südeuropäischen Krisenländern. Insgesamt rechnet der Daimler-Vorstand in diesem Jahr mit einer stabilen Beschäftigung an den heimischen Standorten, obwohl ein leichter Rückgang des Marktvolumens in Europa erwartet wird. Mit einem deutlichen Schub rechnet Daimler auf dem nordamerikanischen Markt, wo die Tochter Freightliner eine führende Position bei schweren Lastwagen hat. Dort soll der Markt um bis zu zehn Prozent zulegen. Auf schwierige Geschäfte stellt sich das Unternehmen in Schwellenländern wie Brasilien und Indien ein, die auf mittlere Sicht wichtige Wachstumstreiber sein sollen. Bernhard sieht Chancen, mit den Fahrzeugen der neuen indischen Marke Bharat-Benz auch zusätzliche Marktchancen in Afrika oder in Südostasien zu erschließen.

Neben den höheren Verkaufszahlen soll auch das laufende Sparprogramm im laufenden Jahr zur Ergebnisverbesserung beitragen. Insgesamt sollen mit diesem Programm bis Ende dieses Jahres Kostenvorteile und zusätzliche Umsätze in Höhe von insgesamt 1,6 Milliarde Euro erschlossen werden. Im vergangenen Jahr seien davon 30 Prozent geschafft worden. „Dies war kein Spaziergang. Die Mannschaft hat einen tollen Job gemacht“, lobte Bernhard. Die volle Ergebniswirkung soll das Sparprogramm dann 2015 entfalten. Dann sollen mehr als eine halbe Million Fahrzeuge verkauft werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll der weltweite Absatz auf 700 0000 Fahrzeuge klettern.

Ohne Groll kommentierte Bernhard den überraschenden Weggang von Daimler-Vorstand Andreas Renschler, der im nächsten Februar als VW-Konzernvorstand antreten und aus Scania, MAN und VW einen schlagkräftigen Nutzfahrzeugriesen schmieden soll, der Daimler Paroli bieten kann. „Ich habe ein sehr gutes persönliches Verhältnis zu Andreas und wünsche ihm alles Gute“, antwortete Bernhard auf die Frage eines Journalisten. Sehr diplomatisch äußerte sich der Daimler-Truck-Chef zu den Erfolgschancen von VW: „Wir nehmen jeden Wettbewerber ernst“, so Bernhard, „egal wer Vorstand ist.“