Zehneinhalb Wochen lang waren die Blumenläden auch in Stuttgart wegen des Lockdowns geschlossen. Seit Montag dürfen die Kunden wieder auf Abstand in die Geschäfte. Sowohl die Ladeninhaber als auch die Kundschaft dürfen wieder angesichts der Blütenpracht schwelgen.

Stuttgart - Die ersten Kunden stehen schon vor der Türe, noch ehe Ingo Jank seinen Blumenladen an der Olgastraße Punkt 8 Uhr in der Frühe öffnet. Sie können es kaum erwarten. Als sei man lange aus dem Paradies ausgesperrt gewesen, so groß ist die Sehnsucht, endlich wieder eingelassen zu werden, im Anblick der bunten Blütenpracht zu schwelgen und die lustvolle Qual der Wahl zu genießen: Sollen es die bunten Tulpen sein, gefüllt oder langstielig, Narzissen, Anemonen, Hyazinthen, Primeln, Vergissmeinnicht, Veilchen, die ersten Schneeglöckchen oder rosa, pinkfarbene oder weiße Ranunkeln?

 

Kunden planen für den Frühling

„Wir haben vorher drei Tage lang alles vorbereitet und natürlich das ganze Frühlingssortiment geordert“, sagt Ingo Jank. Nach den zehneinhalb Wochen der Schließung, die mit Bestellungen und Click & Collect gerade mal so überstanden worden seien, soll jetzt kein Wunsch unerfüllt bleiben. Nicht einmal der extravagante, für den die japanische Ranunkel, Charlotte genannt, eine Kostbarkeit mit üppiger Blüte, die richtige Wahl sein könnte.

Besser hätte der Tag für diese Renaissance der Floristen nicht gewählt sein können: Für die Meteorologen hat der Frühling begonnen, Sonne und blauer Himmel geben ihnen recht. „Die Kunden wollen jetzt endlich ihre Balkone, Terrassen und Gärten bepflanzen“, weiß Jank und präsentiert vor dem Laden, was alles in die Erde darf. Und wenn noch Fröste kommen? „Das halten sie aus“, versichert er, so schlimm werde es nicht mehr kommen.

Das hofft er auch für die weitere Entwicklung im Hinblick auf Corona und Ostern: „Letztes Jahr ist das ganze Ostergeschäft wegen des ersten Lockdowns ausgefallen“, erinnert er sich mit Schrecken. Das ganze Angebot niedlicher Osterhasen-Figuren war für die Katz. Jetzt lugen die Langohren wieder verlockend zwischen Blumen und Pflanzen hervor, um festliche Ostertafeln zu schmücken.

Ein Kunde hat nur einen Wunsch: „Fröhlich bunt“!

„Fröhlich bunt“ heißt der Wunsch, den der Kunde bei Merz und Benzing hat: Zwei Sträuße, der eine für die Eltern, der andere für den Partner, der ihn so liebevoll während der überstandenen Krankheit gepflegt habe. Nein, es war kein Corona, ein anderer Virus, auch nicht schön. Aber jetzt werde der Frühling gefeiert. Martin Benzing freut sich über viele Bestellungen, zum Beispiel große Buketts, die vom benachbarten Unternehmen für ein Modeshooting geordert wurden. Weiter als bis in die Blumenabteilung kommt man natürlich in diesem Laden nicht, ein Absperrband verwehrt den Zugang. „Hoffentlich nicht mehr lange, meint Benzing und baut auf positive Entscheidungen in der nächsten Woche: „Nun hat ja selbst eine Studie des Robert-Koch-Institutes festgestellt, dass in den Geschäften kaum Infektionsgefahr herrscht.“

Manuel Mann hält sich mit der Blumenpracht in seinem Geschäft in der Karlspassage noch deutlich zurück: „Die Stadt ist ja noch relativ tot, vor allem unter der Woche“, meint er skeptisch. Da warte er erst mal ab. Vor allem darauf, dass Breuninger, Hausherr der Passage und Kundenmagnet, wieder öffnen kann.