Wegen der Pandemie gelten strenge Auflagen. Normalität ist so noch längst nicht möglich, doch ganz langsam können die Kinder die Plätze wieder erobern. Dabei verfolgen die verschiedenen Farmen verschiedenen Konzepte – und ganz vorsichtig ist auch Kritik zu hören.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder/Stuttgart - Längst ist es noch nicht so, wie früher. Doch von dem Gelände der Jugendfarm dringt wieder fröhliches Kinderlachen. Etwas verhalten noch, aber es ist ein kleines Stück Normalität in der aktuellen Corona-Krise. Das Farmteam hat sich dazu entschlossen, das Gelände während der Pfingstferien zu öffnen. Allerdings gelten wegen der noch immer anhaltenden Pandemie strenge Auflagen. Vor allem müssen die Mitarbeiter wissen, wer auf dem Platz ist. Darum ist eine Anmeldung erforderlich, man muss reservieren. Die Besucherzahl ist auf 16 Kinder, die Verweildauer auf zwei Stunden begrenzt. Dafür gibt es Zeitfenster. Eltern können ihren Nachwuchs aktuell für die Zeit von 10 bis 12 Uhr, von 13.30 bis 15.30 Uhr oder von 16 bis 18 Uhr anmelden, und zwar entweder im Tierbereich, im Hüttendorf oder in der Werkstatt.

 

Der hauptamtliche Mitarbeiter Thomas Lang ist froh, dass es auf dem Gelände in Möhringen wieder losgeht. „Jugendfarm ohne Kinder, das ist wie schwimmen ohne Wasser“, sagt er. Die Träger der Freien Jugendarbeit seien in der politischen Diskussion über Lockerungen in der Corona-Krise erst sehr spät zum Zug gekommen. Ganz nachvollziehen könne er das nicht. Schließlich würden aktuelle Studien nahelegen, dass Kinder das Virus nicht überdurchschnittlich häufig weitergeben würden. Obendrein spiele sich auf der Farm fast alles draußen ab, wo das Ansteckungsrisiko sowieso geringer sei.

Einen kleinen Corona-Vorteil gibt es dann doch

Das Team hatte die Wiedereröffnung der Jugendfarm zunächst über seinen E-Mail-Verteiler kommuniziert, also Familien angeschrieben, deren Kinder sehr regelmäßig auf der Farm sind, beispielsweise, weil sie zum Mittagstisch kommen. Auch nach den Pfingstferien möchte das Team die Farm für angemeldete Kinder öffnen. Eine feste Mittagsbetreuung wird es vorerst aber nicht geben. Dafür sei der logistische Aufwand aktuell noch zu groß, weil die Kinder nur sehr wenig und sehr unterschiedlich Unterricht hätten, sagt Lang. Aufgrund der aktuellen Corona-Auflagen sei es zudem schwierig, ein warmes Mittagessen anzubieten. „Wir versuchen aber, auch hier irgendeine Lösung zu finden“, sagt Lang.

Immerhin, einen kleinen Vorteil hatte die Zwangsschließung aber dann doch. „Das Farmhaus ist tipptopp vom Keller bis zum Dachboden aufgeräumt“, sagt Lang und lacht. Zudem habe man am vergangenen Freitag die große Elektrosanierung abschließen können. Das Team hatte dieses Projekt, für das das Gelände wohl ohnehin für einige Tage hätte geschlossen werden müssen, vorgezogen und während der Zwangsschließung abgewickelt.

Die Nachfrage ist höher als das Angebot

Auch auf der Jugendfarm Riedenberg ist wieder Betrieb. Und das, obwohl im Internet nach wie vor zu lesen ist, dass die Einrichtung wegen der Corona-Krise geschlossen ist. Dazu habe man sich bewusst entschlossen, sagt Markus Dinkelacker, einer der hauptamtlichen Mitarbeiter. Man wolle niemanden in Versuchung führen, denn spontane Besuche seien nicht möglich.

Das aktuelle Riedenberger Konzept folgt dem Möhringer. Das heißt, die Eltern müssen ihre Kinder für einzelne Tage anmelden. Maximal 14 Kinder pro Nachmittag können auf die Farm. Ähnlich wie Möhringen hat auch das Riedenberger Team sein Angebot über seinen E-Mailverteiler kommuniziert. „Die Nachfrage ist deutlich höher, aber aktuell ist leider nicht mehr möglich“, bedauert Markus Dinkelacker.

Im Elsental sind Spaziergänge über das Farmgelände möglich

Das Team der Jugendfarm Elsental zwischen Kaltental und Dachswald verfolgt ein anderes Konzept. Das Gelände ist seit dem 14. Mai wieder geöffnet. Es gab aber keine pädagogischen Angebote. Außerdem blieben sämtliche Räume geschlossen, dazu gehörten auch die Toiletten. Die Farm war wie ein Spielplatz zu verstehen. Eltern und Kinder waren zu einem Spaziergang eingeladen und konnten nach den Tieren schauen. Möglich ist das nach wie vor immer werktags von 14 bis 17 Uhr. „Die Spielplatzregeln mit Abstandsgebot sind, wie überall, noch einzuhalten“, informiert das Team auf seiner Internetseite.

Seit dieser Woche übernehmen Jugendliche wieder Farmdienste. Außerdem gibt es eine Gruppe mit vier Mädchen. Für die nächste Woche wolle das Team zwei bis drei Kleingruppen organisieren, sagt Sabine Boehm. Die hauptamtliche Mitarbeiterin ergänzt: „So wollen wir die Umsetzung der Auflagen zur Hygiene und Abstandsgeboten in unserer Einrichtung erproben. Außerdem nutzen wir die Zeit, um weitere Gruppen für die Zeit nach den Pfingstferien zusammenzustellen.“