Seit 18. Mai dürften theoretisch wieder mehr Kinder in die Kitas. Die Kommunen brauchen aber noch etwas Zeit für die Umsetzung. Nun kristallisiert sich heraus, wie die Städte und Gemeinden vorgehen wollen. Und zwar nicht einheitlich.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Waldenbuch - In den Kitas werden aktuell die Köpfe zusammengesteckt, es werden Zahlen jongliert, Wichtigkeiten abgeschätzt, Personal gezählt, Risiken abgewogen – alles, um dann ein klares Ziel zu haben. Denn daran fehlt es noch, weil alles sehr, sehr schnell gegangen ist in diesen Corona-Zeiten. Erst Ende vergangener Woche war vom Land die Grundlage für eine Lockerung in den Kitas geschaffen worden. Theoretisch dürften die Kitas seit dem 18. Mai wieder mehr Kinder aufnehmen, allerdings wäre dieser Zeitplan in den meisten Fällen utopisch gewesen, Corona beschleunigt zwar vieles, doch wie im Flug geht’s eben auch nicht. Die Kommunen dürfen jetzt einen eingeschränkten Regelbetrieb austüfteln – allerdings nur mit 50 Prozent Auslastung. Wie die Kommunen das in dem gesteckten Rahmen handhaben, ist ihre Sache. Deshalb zeichnen sich verschiedene Vorgehensweisen ab. Das zeigt sich auf der Filderebene.

 

Filderstadt

Die Umsetzung der Beschlüsse sei „eine Herausforderung“, sagt Jens Theobaldt, der zuständige Bürgermeister von Filderstadt. Denn die Kommunen hatten bisher so gut wie keine Zeit, auf die Neuerungen zu reagieren. Obwohl bereits vergangenes Wochenende vieles vorbereitet worden ist. Beispielsweise sind Orientierungshinweise erarbeitet worden, denn das Land lässt hier viel Spielraum

In Filderstadt stehen zwei Wege zur Debatte. Modell eins: Ausbau der Notbetreuung um die noch freien Plätze bis 50 Prozent Auslastung; Modell zwei: ein rollierendes System. Modell eins würde bedeuten, dass manche Kinder ihre Kita weiterhin erst mal noch nicht von innen sehen würden. Neben den Kindern, die aktuell schon in die Notbetreuung gehen, würden die verbleibenden Plätze aufgefüllt. Die Kriterien für die Auswahl der Kinder könnten so sein: Kinder mit besonderem Förderbedarf, Vorschulkinder und Kinder von Alleinerziehenden, die auch im Homeoffice arbeiten können.

Modell zwei ist für die Stadt zweite Wahl, wie Theobaldt durchsickern lässt. Denn rollierendes System bedeutet mehr Personal. Und einige Erzieher gehörten der Risikogruppe an. Am Mittwoch, 20. Mai, trifft sich die Stadt mit den freien Trägern, dann soll möglichst eine gemeinsame Entscheidung für ein Lockerungsmodell fallen. Noch am selben Tag sollen die Eltern informiert werden, sodass der neue Betrieb am Montag, 25. Mai, starten kann. Am Montag hatte der Gemeinderat zudem beschlossen, wie die Stadt mit den Kita-Gebühren in der Krise verfährt. Die für April werden allen Eltern erlassen, den Mai müssen nur jene zahlen, die ihr Kind in die Einrichtung bringen.

Leinfelden-Echterdingen

In Leinfelden-Echterdingen bekommen Eltern aktuell einen Brief von der Stadt, der sie in Sachen Kita-Lockerungen auf den Stand bringt. Und darin erfahren sie, dass L.-E. wohl einen anderen Weg wählen wird wie Filderstadt. „Unser erarbeitetes Konzept sieht vor, möglichst allen Kindern nach der langen Zeit der Abstinenz einen Besuch ihrer Kindertagesstätte zu ermöglichen“, heißt es in dem Elternbrief. Allerdings soll auch keine Familie gezwungen werden, denn es gebe durchaus Eltern, die ihre Kinder wegen der Ansteckungsgefahr daheim behalten wollen.

Eingeteilt werden sollen die Kinder nach Altersjahrgängen oder Geschwistergruppen. „Da wir üblicherweise fünf Altersjahrgänge zu versorgen haben, wird dies konkret bedeuten, das jedes Kind außerhalb der Notgruppen voraussichtlich einmal vormittags von 8 bis 12 Uhr und einmal nachmittags von 13 bis 17 Uhr in der Woche betreut werden kann.“

Dieses Angebot der schrittweisen Öffnung sei allerdings nur in Einrichtungen möglich, in denen der Bedarf der Notbetreuung die 50-Prozent-Grenze nicht überschreite. Die bisherigen Notgruppen sollen in einem separaten Bereich beisammen bleiben, sodass es im Falle eines Falles möglich wäre, die Betreuung wieder zu reduzieren. Aus hygienischen Gründen entfallen übrigens das Mittagessen und der Snack. Zwischen 12 und 13 Uhr werde die Kita zudem täglich gereinigt. Das System greife von Montag, 25. Mai, an. Eltern sind aufgefordert worden, sich baldmöglichst bei ihrer Einrichtung zu melden, um alles Weitere zu besprechen.

Stuttgart

Stuttgart geht einen ähnlichen Weg wie Filderstadt. Auch hier sollen die neben der Notbetreuung freien Plätze auf Kinder verteilt werden, die einen besonderen Förderbedarf haben, die nach dem Sommer in die Schule kommen oder die bei einem alleinerziehenden Elternteil leben. Diese Lockerungen sollen schrittweise bis zum 25. Mai ausgebaut werden. „Dies ist ein erster Schritt in Richtung Regelbetrieb, auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass dadurch nicht alle Familien entlastet werden können“, sagt die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer.

Steinenbronn

In Steinenbronn konnte nach Auskunft vom Lukas Lang, dem Leiter des Ordnungsamts, in einer Einrichtung bereits vom 18. Mai mit einem reduzierten Regelbetrieb begonnen werden, weil dort keine Notbetreuung in Anspruch genommen worden sei. Flächendeckend soll der eingeschränkte Regelbetrieb in Steinenbronn am 25. Mai losgehen. Geplant seien feste Gruppen, so Lukas Lang.

Ob es in der Gemeinde Kinder geben wird, die erst einmal keinen Platz bekommen werden, müsse man abwarten. „Bislang können wir alle Anfragen bedienen“, sagt Lang. Ob dies so bleibe, wird sich zeigen. Welche Familien zum Zuge kommen, ist ähnlich geregelt wie in Filderstadt und Stuttgart.

Waldenbuch

Der Montag, 25. Mai, scheint sich als günstiges Startdatum für eine neue Phase der Kita-Corona-Zeit herauszukristallisieren. Auch die Gemeinde Waldenbuch hat nämlich für ihre Neuerungen bei der Kinderbetreuung dieses Datum ins Auge gefasst, wie Katharina Jacob, Sprecherin der Verwaltung, auf Nachfrage mitteilt.

Vom Konzept her folgt auch Waldenbuch dem Weg, den Stuttgart, Steinenbronn und mutmaßlich Filderstadt für sich auserkoren haben: Priorität haben demnach die Kinder in der Notbetreuung; die dann noch freien Plätze bis zu einer 50-prozentigen Auslastung sollen zunächst an Kinder mit Förderbedarf verteilt werden und an Kinder, die sich in einer Übergangsphase befinden, zum Beispiel weil sie bald in die Schule kommen. Über die Aufnahme entscheide die Leitung der jeweiligen Einrichtung.