Ein erstklassiges Ensemble, der Staatsopernchor in Höchstform und ein überragender Cornelius Meister: Bei der Premiere von Lohengrin an der Stuttgarter Oper gibt es schon zwischendurch Ovationen. Eine kleine Nachtkritik.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Erstaunlich bereits der Abend vor dieser „Lohengrin“-Premiere, mit der die Intendanz von Viktor Schoner in Stuttgart begonnen hat: Zur Spielzeiteröffnung gab es Carl Maria von Webers „Freischütz“ von 1980 (!), also aus den Kehr-Schwinger- Jahren, als die Oper schon einmal daran gegangen war, sich selber zu befragen (und neu in Frage zu stellen). Schoner hält den gut besetzten, lebendigen und nicht nur reanimierten Abend in der Regie von Achim Freyer deswegen weiter im Repertoire, weil er auf die Traditionslinien verweisen möchte. Mit Richard Wagners „Lohengrin“ machte das Haus 1912 den Anfang. Was also läge näher? Zudem geht es, im erweiterten Rahmen, durchaus um ein Problem, das auch dem „Freischütz“ immanent ist: Wie kann eine Gesellschaft unter Druck leben? Wie mit so genannten Helden umgehen? Was sind Kommunikationsstörungen – und wie lassen sie sich womöglich überwinden?

 

Der ungarische Regisseur Arpad Schilling hat der Geschichte mit der Freiheit (und dem Systemwechsel) , der über Nacht kommt, wohl noch nie so richtig getraut. Dem seltsamen romantischen Retter Lohengrin begegnet er mit einiger Skepsis, wie er ihn aus dem leeren, schwarzen Bühnenraum heraus und aus dem Volk entwickelt. Masse und Macht, Masse und Ohnmacht.

Schon zwischendurch Ovationen

Bis zum Ende des zweiten Aufzugs (Stand dieser Nachtkritik) hält Schilling fest an einem Theater, das aus einfachsten Mitteln ungeheure Dinge entwickelt. Dabei kann er sich verlassen auf ein erstklassiges Ensemble, den Staatsopernchor in Höchstform sowie den neuen GMD Cornelius Meister, der mehr Ohren hat als andere Menschen und mehr Gefühl im kleinen Finger als manche Kollegen in der ganzen Hand. Schon zwischendurch Ovationen.

Eine ausführliche Kritik folgt.