Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer und schaffen es so gut wie nie, in die Chefetagen deutscher Konzerne vorzudringen. Jetzt will die Politik mit einer Quote Druck machen.

Stuttgart - Kaum eine Frau schafft den Sprung in die Chefetage. Und Frauen bekommen deutlich weniger Gehalt als Männer. Das Thema ist uralt – dennoch hochaktuell, wie die Koalitionsverhandlungen in Berlin beweisen. CDU und SPD haben sich auf eine gesetzliche Frauenquote geeinigt; wie sie konkret aussehen wird, ist unklar. Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen wollen die Koalitionäre schließen – endlich.

 
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Wie schwer es Frauen mit Karriere haben, beweisen die Zahlen. Vier Prozent der Spitzenpositionen in den 200 größten deutschen Unternehmen sind weiblich besetzt, hat das Berliner Forschungszentrum DIW errechnet. In absoluten Zahlen: insgesamt haben diese Unternehmen 970 Positionen zu vergeben, 39 Frauen konnten eine davon ergattern. Im Finanzsektor ist der Anteil übrigens ähnlich hoch. Die Rechnung ist von Beginn des Jahres. Heute sieht es noch trostloser aus.

Der Siemens-Konzern hat sich einst für seine Fortschrittlichkeit loben lassen – noch Anfang 2013 saßen zwei Frauen im Vorstand; gegen Ende des Jahres sind die Krawattenträger unter sich. Siemens-Chef Joe Kaeser hat vor Kurzem sogar öffentlich mit einer Frauenquote sympathisiert – ungewöhnlich für einen Konzern. Der Softwareriese SAP in Walldorf hat mittlerweile auch wieder einen rein männlich besetzten Vorstand. Ähnlich sieht es beim Energieriesen Eon aus. Wohlgemerkt, kritisiert wird nicht der Wechsel an der Spitze – Lebensplanungen ändern sich, Berufungen erweisen sich als falsch. Doch es kommen keine Frauen nach, es bleibt bei wenigen Quotenfrauen, um das unschöne Wort zu benützen.

Egal ob man für oder gegen eine Quote ist – ohne Druck scheint es in der (Männer-)Wirtschaft nicht zu gehen. Dies gilt auch für die Lohnlücke. 22 Prozent verdienen Männer mehr als Frauen. Natürlich kommt jetzt der Einwand, dass Frauen überwiegend in frauentypischen, aber schlechter bezahlten Berufen wie Pflege und Erziehung tätig seien und dass sich Familienpausen sowie Teilzeit auswirken. Stimmt ja auch, aber warum steigt dann gerade in Führungspositionen die Lohnlücke auf rund 30 Prozent?