In der Renninger Agenda hat sich ein neuer Arbeitskreis gegründet, der auf eine klimaneutrale Stadt hinarbeitet.

Renningen - Der Klimawandel macht vor Corona nicht halt. Das betonen Klimaschützer seit Anfang der Krise und setzen sich dafür ein, dass das wichtige Thema präsent bleibt und nicht hinter der Pandemie verschwindet. Passenderweise hat sich in Renningen mitten in der Corona-Krise, im Juli dieses Jahres, unter dem Dach der Lokalen Agenda ein Arbeitskreis Klimaschutz gebildet. Die Mitglieder wollen den Klimaschutz in ihrer Heimat ganz gezielt angehen, zum Beispiel Bäume pflanzen und andere dazu animieren, ihren CO2-Verbrauch zu senken.

 

Marco Lang ist einer der Initiatoren des Arbeitskreises. Animiert haben ihn unterschiedliche Meldungen darüber, wie stark der Klimawandel allein durch das weltweite Pflanzen von Bäumen aufgehalten werden könnte. „Da habe ich mir gesagt: Klimawandel passiert auch bei uns, also müssen wir auch bei uns etwas dagegen tun.“

Als stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Renningen sprach er sein Anliegen zuerst in der Partei an, „aber für uns war klar: Das ist nichts, was nur eine Partei betrifft, das betrifft alle“. Also begann die Suche nach gleichgesinnten Mitstreitern. Und davon fanden sich auf Anhieb einige, unter anderem beim Nabu, beim Renninger Carsharing-Verein, auch bei den Grünen. Zehn Gründungsmitglieder waren es, inzwischen sind es 15 Mitglieder, die sich im AK Klimaschutz engagieren.

Von Klimaschutzkonzept bis Bäumepflanzen

Bei den Vorbesprechungen haben sich drei Themen herauskristallisiert, denen sich der Arbeitskreis widmen möchte. Einerseits geht es um die Beteiligung an der Entwicklung eines Klimaschutzkonzepts für Renningen, das die Stadt bereits beschlossen hat und das nun ausgearbeitet werden muss, andererseits um ganz konkrete Aktionen.

Die Entwicklung des Konzepts liegt in der Hand der Stadtverwaltung und des Gemeinderats, der über die Inhalte beschließen muss. Der Arbeitskreis möchte sich hier gerne unterstützend einbringen. „Uns ist es wichtig, dass dieses Klimaschutzkonzept eines ist, das seinen Namen verdient“, sagt Lang. Es dürfe nicht passieren, dass das Ergebnis der Debatte ein paar schwammige Formulierungen werden, die man so oder so auslegen könne. „Wir müssen darin echte Ziele formulieren und darauf hinarbeiten, dass diese Ziele erreicht werden.“ Das Konzept müsse so angelegt sein, dass sich am Ende klare Ergebnisse ableiten lassen.

Im Fokus stehen dabei die Aspekte Mobilität, Energie, Bauen, Stadtentwicklung, Naturschutz, Konsum und Ernährung sowie Bildung. In vielen Punkten habe die Stadt Renningen bislang zu wenig getan.

Der Stadtteil Schnallenäcker II, Renningens jüngstes großes Baugebiet, sei weit entfernt vom Gedanken der Klimaneutralität. Und selbst bei dessen Nachfolger Schnallenäcker III, der sich noch nicht einmal im Bau befindet, habe man viele Chancen verpasst, bedauert Marco Lang. Die Grünen im Gemeinderat haben aus diesem Grund auch immer gegen die Umsetzung des Baugebiets in seiner vorgeschlagenen Form gestimmt.

CO2: Auf der Suche nach Modellfamilien

„Hier wäre mehr drin gewesen bei der grundsätzlichen Planung des Quartiers“, glaubt er. Zum Beispiel bei der Etablierung eines Nahwärmenetzes, also einer zentralen Wärmeversorgung des Quartiers. Statt oberirdische Flächen mit parkenden Fahrzeugen zuzustellen, wäre eine Quartiersparkgarage, in Kombination mit attraktivem Carsharing, ÖPNV-Angebot und Förderung von E-Mobilität denkbar gewesen. Eine Kombination aus bezahlbarem Wohnraum und klimafreundlichem Bauen hätte außerdem gefördert werden können.

Ein weiteres Ziel des AK Klimaschutz ist das Einsparen von CO2. Mit diesem Projekt schaut der Arbeitskreis nicht auf die Politik, sondern auf die Menschen in Renningen. Die Frage: „Was kann jeder einzelne tun?“ steht hier im Vordergrund. Dazu möchte der Arbeitskreis Modellfamilien gewinnen, die bereit sind, sich im eigenen Haushalt gegen den Klimawandel zu engagieren. Dabei sollen sie Unterstützung und Beratung erhalten – vom Erstellen eines persönlichen CO2-Abdrucks bis hin zu konkreten Maßnahmen. „Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas zu verändern, durch das Heizverhalten, Umsteigen auf Ökostrom oder die Frage: Wie und wohin fahre ich in den Urlaub?“

Anders als die ersten beiden Punkte soll der dritte Schwerpunkt für jedermann sichtbare Ergebnisse zutage fördern: ganz einfach durch Bäumepflanzen. Hierzu möchte der Arbeitskreis vielerlei kleinere und größere Aktionen initiieren oder unterstützen. Der erste Termin wäre eigentlich am kommenden Samstag gewesen, längs des Rankbachs sollten gemeinsam mit den Bürgern Bäume gepflanzt werden. Aufgrund der Corona-Lage musste der Termin abgesagt werden. Die Bäume werden trotzdem gepflanzt, nur eben von städtischen Mitarbeitern, ohne Beteiligung der Bürger.