Ein Kegelklub aus Münster soll in der Hauptstadt Palma fahrlässig zwei Lokale angezündet haben. Nicht nur die Regionalpräsidentin schimpft auf Sauf- und Krawalltourismus.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Es gibt einen Tourismus, „der auf den Balearen nicht willkommen ist“, sagt Francina Armengol, die Präsidentin Mallorcas und der Nachbarinseln. Wobei sie sich selber auf die Schulter klopft: Die spanischen Mittelmeerinseln seien „die einzigen Reiseziele der Welt, die solchen Tourismus klar und deutlich ablehnen“. Sie meint den Sauf- und Krawalltourismus. Wobei sie eingesteht, dass der die Ausnahme sei. Das sagt auch Anett Köhler, die Betreiberin der Sonnenbäckerei an der Playa de Palma: „Aber Armengol hat schon recht: Solche brauchen wir dann ja wirklich nicht.“

 

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Mit „Solchen“ sind Leute wie die 13 jungen Deutschen gemeint, die am vergangenen Freitag – wohl unabsichtlich – zwei Lokale in El Arenal in Brand gesteckt haben. Die Indizien gegen sie sind so stark, dass ein Richter am Sonntag Untersuchungshaft für sie angeordnet hat. Es ist gut möglich, dass sie das kommende Jahr bis zum Prozessbeginn in Mallorcas Gefängnis im Norden Palmas verbringen werden – oder noch länger.

Einige der Verdächtigen sind zuhause bei der Feuerwehr

Nach den Berichten der Mallorquiner Lokalpresse hat sich folgendes ereignet: Die Gruppe, ein Kegelclub aus Münster, die meisten in ihren Zwanzigern, einer 45 Jahre alt, einige von ihnen freiwillige Feuerwehrleute, kam am Freitag gegen elf Uhr in ihrem Dreisternehotel in El Arenal an. El Arenal liegt am südlichen Ende der Playa de Palma, gut anderthalb Kilometer vom Balneario 6 (dem „Ballermann“) entfernt. Die Hotels sind hier meistens etwas billiger und etwas schlichter als weiter nördlich, und ein Teil des Publikums ist es auch.

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Ihre Zimmer waren noch nicht fertig, also gingen die 13 Freunde eine Runde trinken, kamen gegen 14 Uhr wieder und feierten auf ihren Zimmern weiter. Vom Balkon sollen sie Alkohol auf ein unter ihnen liegendes Strohdach geschüttet und eine brennende Zigarettenkippe hinterhergeworfen haben. Das Strohdach ging in Flammen auf und mit ihm zwei Lokale und eine Wohnung, nicht komplett, aber schlimm genug – die Feuerwehr verhinderte Schlimmeres.

Brandstiftung ist in Spanien kein Kavaliersdelikt

Eine Überwachungskamera in der Nähe nahm das Geschehen auf, und die Polizei nahm die 13 Deutschen fest. Weil sie dem Untersuchungsrichter nichts über ihren Vormittag in Arenal sagen wollten, schickte er sie ins Gefängnis. „Brandstiftung ist in Spanien kein Kavaliersdelikt“, sagt der Mallorquiner Ferienhausverwalter Peter Berghoff. Über die mutmaßlichen Brandstifter sagt er: „Das ist ja genau das Volk, was hier keiner sehen will.“

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„Es heißt immer, in Deutschland ist alles so ordentlich. Aber dann kommen sie hierher und rasten aus“, sagte die Mieterin der teilweise vom Feuer erfassten Wohnung zur deutschsprachigen Mallorca-Zeitung. Nicht alle rasten aus. „Wir haben jetzt gerade eine Gruppe hier sitzen mit sechs, sieben Leuten“, sagt Anett Köhler von der Sonnenbäckerei, „die sind halt lieb!“

Morgens um halb sieben, wenn sie ihren Hund ausführt, meidet Köhler die Gegend um den Ballermann, weil sie dort „von den Restbesoffenen blöd angemacht“ werde. Aber die meisten Touristen an der Playa de Palma, beteuert sie, „die sind lieb!“