Die Schule sieht es positiv: Immerhin ist sie der Lokalpolitik nicht egal. Doch die Fraktionen im Degerlocher Bezirksbeirat hatten Mühe, sich darauf zu einigen, ob sie für einen Verbleib der Freien Aktiven Schule votieren sollen. Die Sitzung wurde sogar unterbrochen.

Degerloch - Gabriele Groß bedankte sich bei den Bezirksbeiräten für eine engagierte Diskussion. „Jetzt wissen wir, dass wir dem Bezirksbeirat nicht egal sind“, sagte die Geschäftsführerin der Freien Aktiven Schule (FAS). Inwiefern Ironie in ihrer Äußerung mitschwang, behielt Groß für sich. Der Betreuungsstadträtin Ilse Bodenhöfer-Frey von den Freien Wählern waren während der vorangegangen Debatte immer wieder die Gesichtszüge entglitten. Sie beobachtete mal kopfschüttelnd, mal die Stirn in Falten legend, wie die Degerlocher Bezirksbeiräte offensichtlich kaum fähig waren, gemeinsam eine Position zum Anliegen der FAS zu formulieren.

 

Die Privatschule war am Dienstag vor den Bezirksbeirat getreten, um von dem Gremium Unterstützung zu erhalten bei ihrem Ansinnen, auch über 2018 hinaus an ihrem Standort an der Hohen Eiche bleiben zu dürfen. Die Schule fühle sich in Degerloch zu Hause, sagte Gabriele Groß.

Gemeinsam mit anderen Vertretern der Schule präsentierte sie den Bezirksbeiräten Pläne für Neubauten. Sie sollten signalisieren, dass die FAS nach Degerloch gekommen ist, um zu bleiben. Sofern die Stadt es ihr denn erlauben wird.

Bezirksbeirat soll sich nicht zu früh festlegen

Das Baurechtsamt gestattet die Nutzung der einst als Flüchtlingsunterkunft dienenden Bauten auf dem jetzigen Schulgelände nur bis 2018. Die Neubauten würde die Schule gerne realisieren, wenn sie Planungssicherheit hätte. „Wir wünschen uns ein Erbbaurechtsvertrag“, stellte Gabriele Groß klar. Für dieses Ziel erhoffte sich die Geschäftsführerin der FAS eine Unterstützung des Bezirksbeirats. Die Redner der Fraktionen sicherten diese auch zu – mit einer Ausnahme: Der CDU-Bezirksbeirat Götz Bräuer sprach zwar von einem „tollen Projekt“. Er brach dann aber eine Lanze dafür, dass sich der Bezirksbeirat nicht zu früh auf eine Losung festlegen sollte, die sich für den Verbleib der Schule an der Hohen Eiche ausspricht. Bräuer wies daraufhin, dass das Gelände, auf dem die Schule derzeit in den ehemaligen Flüchtlingsunterkünften aus den 90er-Jahren untergebracht ist, für die Sportentwicklung vorgesehen sei. „Wir können nicht sagen, die Schule soll dort bleiben, so lange wir niemanden von den Vereinen gehört haben“, meinte der CDU-Bezirksbeirat.

Die Vertreter der anderen Fraktionen hatten aber genau das im Sinn: Sie wünschten sich einen Antrag, der klar den Wunsch formuliert, dass die FAS in Degerloch bleiben soll. Angesichts der entgegengesetzten Positionen war es für die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold nicht leicht, den Text für einen Antrag zu finden, dem bei einer Abstimmung alle Fraktionen beipflichten konnten. Die CDU beharrte auf ihrem Standpunkt, dass zunächst Vertreter der Stadt ergebnisoffen alle Alternativen für ein Standort etwa in frei gewordenen Schulgebäuden prüfen sollten. Für den FDP-Bezirksbeirat Thilo Roßberg kam dagegen jeder Antrag, der auf eine Forderung nach einem Verbleib der Schule in Degerloch verzichtetet, einer Umkehrung der Meinungsverhältnisse im Bezirksbeirat gleich. „Da wird die Situation auf den Kopf gestellt“, sagte er.

Die Sitzung wurde unterbrochen

Mehrmals fragte die Bezirkschefin nach, ob die Fraktionen einer von ihr gefundenen Formulierung zustimmen könnten. Sie erhielt stets ein Nein von einer der beiden Seiten. Kunath-Scheffold quittierte dann die um sich selbst drehende Debatte mit dem Satz: „Jetzt eiert mal nicht rum.“

Nachdem auch eine Vertagung der Entscheidung kurz von ihr als Option angesprochen wurde, bat die CDU-Bezirksbeirätin Inka Glaser-Gallion um eine Unterbrechung. Die CDU-Fraktion verließ den Sitzungssaal, um sich intern zu beraten. Sie kehrte zurück – und blieb bei ihrer Position. Kunath-Scheffold schlug nochmals einen Antragstext vor, der keine explizite Aufforderung an die Stadt enthielt, den Verbleib der Schule in Degerloch zu ermöglichen. Der Wunsch wurde stattdessen in der Formulierung angedeutet. Nun hieß es, dass der Bezirksbeirat hinter dem Konzept und der Arbeit der Schule „am Standort“ stehe und von der Stadt gewünscht wird, Perspektiven für die Zukunft der Schule aufzuzeigen. Diesem Antrag stimmte der Bezirksbeirat sodann geschlossen zu.