Die lokale Zeitung kümmert sich um all jene Themen, die die Menschen unmittelbar betreffen – auch wenn es um Probleme bei der Müllentsorgung geht.

Eine lokale Nachricht, die nicht eben spektakulären Charakters ist, hat in dieser Woche nicht nur in Leonberg einiges Aufsehen erregt: Der Wertstoffhof bekommt einen neuen Standort. Na und, könnte man meinen. Doch wer schon einmal auf dem jetzigen Wertstoffhof war, der weiß, warum diese Neuigkeit für viele Menschen wichtig ist.

 

Denn jener Ort am Leonberger Bahnhof, an dem sperrige Abfälle, Elektronikschrott, Plastik und vieles mehr, was nicht unbedingt in einer klassische Mülltonne gehört, abgeben werden kann, hat tatsächlich etwas Schrottiges: ein Schlauch, eingezwängt zwischen Schienen und Straße, viel zu eng, viel zu wenig Platz für all die Autos, die mit ihren teilweise beträchtlichen Müllladungen vor allem samstags vorfahren.

Befindlichkeiten und politische Reibereien

Problem erkannt, Problem gebannt? Keineswegs: Sage und schreibe 15 Jahre hat es gedauert, bis jetzt endlich eine Lösung gefunden wurde, die Aussicht auf Besserung verspricht. Alle möglichen Standorte waren im Gespräch. Immer wieder gab es Bedenken und Befindlichkeiten, vornehmlich von Anwohnern, die keine Müllabladestation in ihrer Nähe haben wollten.

Oder es gab politische Reibereien. Ist doch die Müllentsorgung ein politisch hochkomplexes Geflecht, was überall anders gehandhabt wird. Während in Leonberg lediglich der Haus- und Biomüll sowie Papier – gegen beträchtliches Geld auch Plastik – der Privathaushalte weggekarrt wird, gibt es nebenan in Gerlingen für nahezu alle Überbleibsel der Zivilisationsgesellschaft einen regelrechten Abholservice.

Warum das so ist? Leonberg und Gerlingen liegen seit 50 Jahren in unterschiedlichen Landkreisen. Jeder hat sein eigenes System. Der Abfallwirtschaftsbetrieb im Böblinger Landratsamt ist von Wertstoffhöfen und Glascontainern überzeugt. Die Kollegen in Ludwigsburg halten das Abholen für bürgernäher.

Es sei dahingestellt, ob nun das eine System das andere übertrumpft: Kritik gibt es überall. Dass etwa im Kreis Ludwigsburg jetzt Altglas sichtbar vor die Tür gestellt wird, hat für einen gewissen Unmut geführt. Wer möchte schon, dass der liebe Nachbar seine bevorzugten Getränke angesichts quasi zur Schau gestellter leerer Flaschen nachvollziehen kann? Gewisse Unregelmäßigkeiten bei der Abholung hatten zudem vor Monaten großen Ärger hervorgerufen.

All das sind, wie es so schön heißt, die Geschichten, die das Leben schreibt – und damit auch Themen für die Zeitung. In so manch festgefahrene Angelegenheit kommt dank kontinuierlicher wie kritischer Berichterstattung doch noch Bewegung. So hat unsere Redaktion beispielsweise die Müllprobleme diesseits und jenseits der Kreisgrenzen intensiv begleitet – auch um jenen Betroffenen eine Stimme zu verleihen, die sonst womöglich weniger Möglichkeiten hätten, Missstände wirksam anzusprechen.

Die Zeitung als Anwältin der Leserschaft

Denn auch das ist die Aufgabe einer lokalen und regionalen Zeitung. Sie versteht sich im besten Sinne als Anwältin ihrer Leserschaft und ihrer Umgebung. Nicht um der Sensation, sondern um der Sache willen. An Glems und Würm nehmen engagierte Journalistinnen und Journalisten die Aufgabe schon seit 190 Jahren wahr. Und das wollen sie auch die nächsten Jahrzehnte machen.

Die Art und Weise wie auch die Darreichungsform der Nachrichten haben sich in fast zwei Jahrhunderten stark verändert. Heutzutage werden viele Artikel im Handy oder auf dem Tablet gelesen. An den Inhalten ändert das nichts. Dafür stehen wir als lokaler Medienstandort.