Wer im Lumen im Stuttgarter Westen isst, kann eine Abenteuerreise quer durch die schwäbische, italienische und asiatische Küche unternehmen. Das neue Lokal versucht den Spagat zwischen unterschiedlichen Kochkulturen.

Stuttgart - Der Mythos ist einfach verschwunden: unzählige Jahre lang war Willi’s Ofengabel eine gastronomische Institution im Stuttgarter Westen, die – nach außen unübersehbar – mit dem Spruch für sich warb, dass es Stuttgart gut habe, weil es Willi’s Ofengabel gebe. Die Ofengabel hat sich aus der Schwabstraße verabschiedet, nach etlichen Renovierungen steht nun ein Nachfolger bereit, der seit Mitte September versucht, ein neues und jüngeres Publikum für sich zu gewinnen: das Lumen will leuchten.

 

Ob dem Westen ein Licht aufgeht? Hell sind die neuen Räumlichkeiten jedenfalls geworden – große Fenster öffnen das Lokal zur belebten Schwabstraße hinaus. Die freigelegten Stuckdecken und eine Säule sowie die grünen Fliesen an der Bar und die bunt zusammengewürfelten Stühle verleihen dem Lumen einen eigenständigen Charakter. Der Stilmix findet sich auch auf der Speisekarte wieder – wer im Lumen isst, kann eine Abenteuerreise quer durch die schwäbische, italienische und asiatische Küche unternehmen.

Das Experiment der Mixturen gelingt

Solche kulinarischen Mixturen in einem Lokal gehen oft in die Hose, weil alles ein bisschen und wenig richtig gelingt. „Meist muss man sich, wenn man in einer großen Gruppe essen geht, auf eine Richtung einigen“, sagt Belgin Yogurtcu, die das Lumen gemeinsam mit ihrem Mann betriebt. „Wir wollen den Leuten mit unserer Karte eine größere Auswahl bieten.“

Los geht es an diesem Abend mit einem Blattsalat mit Lachs-Teriyaki-Würfeln (8,90 Euro). Der Salat ist knackfrisch, der Lachs schmeckt saftig und nicht zu ölig, nur das Sesam-Parmesan-Dressing verschwindet leider etwas im unteren Teil des Tellers. Fein abgeschmeckt ist die Misosuppe mit Asiamaultasche im Tempuramantel (5,20 Euro). Die exotische Note der Suppe wird durch deren leichte Säure und Sesamaromen unterstrichen.

Mischung aus Café, Restaurant und Bar

Auch beim Hauptgang geht es munter durcheinander: Auf der einen Seite des Tischs landet eine Tandoori-Hähnchenbrust auf gelbem Linsen-Mango-Chutney (9,80 Euro), wobei sich die leichte Tandoori-Schärfe und das süße Chutney harmonisch ergänzen. Schade, dass der Mandel-Curry-Reis nicht mehr warm genug war. Noch besser fällt die Bewertung für den Schwaben-Klassiker unter den Hauptgerichten aus: der Rostbraten (14,90) ist saftig und auf den Punkt rosa geworden, die Spätzle sind so krumm, wie nur hausgemachte Teigwaren ausfallen. Beim Essen gelingt dem Lumen also der Spagat zwischen unterschiedlichen Kochkulturen.

„Wir sind eine Mischung aus Café und Restaurant und nach 22 Uhr verwandeln wir uns in eine Bar“, sagt Belgin Yogurtcu. Noch ein bisschen an sich arbeiten muss ihr Team beim Service, der an diesem Abend zwar freundlich, aber auch etwas unaufmerksam ausfällt.

Die Bewertung:

Küche ****

Service ***

Ambiente ****

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.

Lumen Schwabstraße 65, Telefon 07 11 / 67 43 50 80. Geöffnet montags bis sonntags von 9 bis 24 Uhr (morgens mit Frühstückskarte), keine Reservierungen möglich. Mehr im Internet unter www.lumen-stuttgart.de