Weniger ist mehr: Im Deli am Hans-im-Glück-Brunnen setzt man nun auf eine kleine, aber feine Karte. Wir haben dem Café einen Besuch abgestattet. Hier unsere Gastro-Kritik.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Der Mensch tut sich schwer, wenn er aus lieb gewonnen Gewohnheiten gerissen wird. Am liebsten mag er daher Veränderungen, die er fast nicht bemerkt. Das ist auch Juan Blanco del Rios Strategie. Vor einigen Wochen hat er sein Lokal Deli am Hans-im-Glück-Brunnen zwar komplett, aber dennoch behutsam renovieren lassen. „Viele Stammkunden sagen nun, wie schön es sei, dass wir die Bar endlich optisch an die Wände angepasst haben“, sagt er – und muss lachen: „Dabei hatten wir vor der Renovierung graue Wände.“

 

Das Café am Hans-im-Glück-Brunnen in der Stuttgarter Innenstadt ist mit braun-roten Backsteinen verschönert worden. „Das war ein alter Traum von mir“, sagt Blanco del Rio, der das Deli ebenso wie das Classic Rock Café und seit Kurzem den Schwabengarten in Leinfelden mit seinen Geschwistern David und Sonja betreibt. Er habe diesen Stil in New York gesehen.

Auch die Speisekarte ist im Deli neu. Einige Gäste hätten die Verschlankung schon bemängelt, sagt Blanco del Rio. Doch er hat sich an der Meinung vieler Fernsehköche orientiert, nach der zu viele Gerichte „nix sind“. Er setzt nun auf eine kleine, täglich wechselnde Karte: „Lieber weniger und dafür alles frisch.“ Eine Suppe, ein Salat, zweimal Pasta sowie ein Fisch- oder Fleischgericht. Dazu hat der Gastronom auch das Küchenteam neu aufgestellt. Es soll sich nun auch auf das konzentrieren, was es am besten kann. Schlichte Pastagerichte etwa: „Die dann aber richtig gut gekocht sind“, sagt der Wirt.

Bei der Vorspeise, einer Zucchinicremesuppe mit Crème fraîche und Weißbrot (3,30 Euro), zeigt sich, dass die Veränderung eine gute Entscheidung war. Die Suppe schmeckt schön cremig und tatsächlich nach Zucchini, das Weißbrot ist knusprig geröstet. Der Brotsalat (5,90 Euro) – mit Tomaten, Mozzarella und Rucola angerichtet – lässt jeden Liebhaber der toskanischen Küche zufrieden das Besteck weglegen. Kleines Manko: Die Brotstückchen hätten krosser sein können, sonst wird Brotsalat eben schnell matschig.

Die Pasta kommt in allen Variationen gut an

Schlichte Pasta? Nicht immer muss man sich an seine eigenen Regeln halten: Die Pasta in Muschelform mit Mangold und Ricotta (5,90 Euro/abends 10 bis 12 Euro, je nach Zutaten), verfeinert mit Zwiebeln, Knoblauch, Rosinen und Thymian, ist doch eher außergewöhnlich. Wie versprochen sind die Zutaten frisch, die Nudeln al dente.

Die Begleitung setzt auf Asiatisch und wählt das Putenbrustfilet in Curry-Kokosmilch mit Gemüse und Basmatireis ( 10,90 Euro) – und hat es damit ebenfalls richtig getroffen. Nichts zu beanstanden! Eine „feine Schokocreme à la Catalania“ (4,40 Euro) ist der krönende Abschluss.

Und am Ende ist es bei manchen Dingen auch gut, wenn sie so bleiben, wie sie sind: Der Service ist nach wie vor freundlich und trotz Mittagstisch-Trubels zügig.

Deli,
S-Mitte, Geißstraße 7, Telefon 07 11 / 2 36 02 00, www.deli-stuttgart.de. Geöffnet Sonntag bis Mittwoch von 9 bis 1 Uhr, Donnerstag von 9 bis 2 Uhr, Freitag und Samstag von 9 bis 3 Uhr.