Das kräftig umgemöbelte Vereinslokal Distelfarm auf dem Burgholzhof lohnt allein schon wegen der Sonnenuntergänge auf der Terrasse mit bestechendem Panoramablick.

Stuttgart - Selbst ein Industriegebiet mit klotzigen Zweckbauten und Straßen, die ständig verstopft sind, kann in der orange leuchtenden Abendsonne ganz schön was hermachen. Der Panoramblick von der Distelfarm im Burgholzhof ist bestechend. Hoch droben auf der Aussichtsterrasse haben die Gäste ihre Ruhe und können zwischen Schrebergärten und Weinbergen den Sonnenuntergang bestaunen. „Ein bisschen Ibiza in Stuttgart“, nennt das Andre Mechow, der neue Pächter der Gaststätte des Kleingärtnervereins Burgholz. Er hat einige Jahre auf der Partyinsel gelebt und dort seine Partnerin kennengelernt, die ihn nach Stuttgart lotste. „Eine Liebesentscheidung“ sagt der gelernte Restaurantfachmann, der auch kocht, kellnert und sich ein neues Konzept für das in die Jahre gekommene Lokal erdacht hat.

 

Mechow setzt auf Ibiza-Flair. Deshalb wachsen Palmen in Kübeln auf der Terrasse und im Loungebereich lässt sich gut in die Horizontale rutschen. Wo früher Klassiker wie Linsen und Spätzle die Hobbygärtner erfreut haben, wird seit April argentinisches Rinderfilet serviert und samstags gibt es live spanische Gitarrenklänge dazu.

Samtig rotes Püree mit Rucola und Parmesan

Wir bestellen frischen Lachs vom Grill mit Rote-Beete-Kartoffelpüree (17,90 Euro). Schon die Optik stimmt. Ein Schnitz von der Zitrone und ein Schnitz von der Limette thronen auf dem krossen Lachsstück, das vorzüglich schmeckt. In einem samtigen Rot kommt das Püree auf den Tisch, verziert mit dunkelgrünen Rucolablättern und ein paar Scheiben gehobeltem Parmesan. Die Kombination ist gelungen, alles frisch zubereitet und elegant serviert auf einem rechteckigen Teller, der mit Pfeffer bestreut wurde. Dazu ein erfrischendes Glas Riesling vom Cannstatter Berg (0,25l für 4,60 Euro). Für den Beilagensalat (3,40 Euro) muss ein Garten geplündert worden sein, so knackig frisch ist er, so abwechslungsreich mit Radieschen, Gurken, Pilzen, Paprika und allerlei Grünem.

Auch bodenständigere Kost wie Allgäuer Käsespätzle, Wurstsalat oder Maultauschen bietet die Karte. Das riesige Schweineschnitzel nach Wiener Art mit hausgemachten Spätzle und Salat (12,80 Euro) macht selbst den hungrigsten Sonntagsausflügler satt. Nur die Bratensoße ist ein wenig dünn geraten und leicht säuerlich. Ein Spiel mit Formen, Farben und Früchten hat sich der Koch beim Tiramisu (4,70 Euro) erlaubt. Die Dessertgabel ist eine weiße Leerstelle auf dem Teller – umgeben von reichlich Kakaopulver. Dafür steckt ein echter Löffel in dem cremigen Schichtwerk, das locker für zwei Personen reicht.

Gut versorgt mit Decken

Schade, dass die neu eingestellte Bedienung zwar sehr freundlich, aber nicht sehr kompetent ist. Bei den Weinen kenne sie sich leider nicht aus, sagt sie und die tragbare Schiefertafel mit den Extra-Gerichten des Tages vergisst sie zunächst. Charmanterweise versorgt sie uns aber mit wärmenden Decken, und es ist einfach ein Genuss, auf der Terrasse den Abend zu genießen.

Distelfarm
Paul-Hahn-Weg 10, 70367 Stuttgart, Telefon 85 17 82, geöffnet Mo bis Sa 12 bis 23 Uhr sowie So 11 bis 21 Uhr

Die Bewertung

Küche ***

Service **

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.