Bich Lien Pham, die Betreiberin der Gaststätte Ramsbachtal in Stuttgart-Birkach,
kann schwäbisch kochen, auch wenn sie selber lieber vietnamesisch isst. Ein Lokaltermin zwischen Frühlingsrollen und Salatteller Schwaben.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Vietnam, Thailand, China – manche Deutsche glauben, das sei doch eh ein südostasiatischer Einheitsbrei und finden es plausibel, ein Lokal Asia zu nennen und vom Gelben Curry bis zu Rippchen in Lotus-Blättern alles anzubieten. Bich Lien Pham, aufgewachsen im Norden Vietnams, sieht da große Unterschiede in den Kochkulturen: „Die chinesische Küche ist doch komplett anders als unsere“, sagt die Betreiberin der Gaststätte Ramsbachtal. Sie wagt eine andere eigenwillige Kombination: Im Vereinslokal des TSV Birkach, seit März wieder eröffnet, stehen schwäbische und vietnamesische Gerichte sowie argentinische Steaks auf einer Speisekarte.

 

Wohlgemerkt: Gekocht wird nicht crossover, die kulinarische Grenze verläuft in der Küche: Während der vietnamesische Koch mit Sojasoße und Koriander hantiert, greift sein französischstämmiger, in Deutschland aufgewachsener Kollege zu Essig, Öl und rosa Pfeffer. Da funkt keiner dem anderen dazwischen. Die Chefin selber, eine Betriebswirtin, kann beides, handgeschabte Spätzle ebenso wie die Nudelsuppe Pho Bo, das Nationalgericht der Vietnamesen. Zwölf Jahre lang hat sie als Servicekraft im Maredo Steakhouse gearbeitet, aber auch schon in einem Imbiss in Asien – und schon „ewig“ von einem eigenen Lokal geträumt, wie sie erzählt. Vor dem Gebäude hat sie verschiedene Kräuter angepflanzt, wie früher in Vietnam. „Das habe ich so vermisst“, sagt die 37-Jährige.

Das Vereinslokal selbst ist frisch renoviert und wirkt freundlich und hell. Von der Decke baumeln Zimmerpflanzen, und bei schönem Wetter sitzen Vereinsmitglieder und hungrige Ausflügler auf der Terrasse.

Die Zutaten sind allesamt frisch

Schön kross und innen saftig sind die Frühlingsrollen (6,90 Euro), aromenreich ist das Rindercarpaccio mit rosa Beeren, Rucola und Parmesan (8,90 Euro). Wer einen Salat wählt, erkennt sogleich eine Stärke des Hauses: Die Zutaten sind allesamt frisch, da liegt kein welkes Salatblatt auf dem Teller. Einen Punktabzug gibt es allerdings beim Salatteller „Schwaben“ (8,90 Euro): Die Maultaschenstreifen sind zu dunkel geraten und schmecken angebrannt. Sehr empfehlenswert ist das Rindfleischgericht Bo xao sa ot mit Reisnudeln, Zitronengras, Kräutern, Eisbergsalat und Karotten (14,60 Euro). Es ist als „scharf“ deklariert, doch die Schärfe ist erfreulich fein. Das Fleisch ist von guter Qualität, und die Portion dürfte selbst einen hungrigen Radfahrer satt machen. Die bereits erwähnte Pho Bo (12,90 Euro) ist ebenfalls eine ausgezeichnete Wahl. Künftig will Pham wegen der großen Nachfrage noch mehr Gerichte aus ihrer Heimat anbieten, darunter auch vegetarische, was eine gute Idee ist. „Meine Gäste schwärmen aber auch von meinen Spätzle“, erzählt sie lachend – und gibt freimütig zu, dass sie des Schwabens Leibspeise eigentlich nicht mag. „Mein Lieblingsgericht ist Pho Bo.“

Die Bewertung

Küche ***

Service ***

Ambiente ***

Gaststätte Ramsbachtal
Taldorfer Straße 59, Telefon 4 59 92 70. Geöffnet montags bis samstags von 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr, sonntags von 11.30 bis 22 Uhr. www.gaststaette-ramsbachtal.de

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.