Rund um den Hölderlinplatz hat sich die Nachricht in Windeseile verbreitet: Das Girasole hat einen neuen Chef – und der macht seine Sache ganz anständig. Der neue Betreiber kennt sich mit Trüffeln aus, serviert aber auch einfache italienische Kost.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Rund um den Hölderlinplatz hat sich die Nachricht in Windeseile verbreitet: Das Girasole hat einen neuen Betreiber – und der macht seine Sache ganz anständig. Stammgäste aus der Nachbarschaft hatten schon befürchtet, sich nach einem neuen Esszimmer umschauen zu müssen. Denn die Familie Blancone, die das Girasole einige Jahre lang geführt hatte, kocht jetzt im Vereinslokal des MTV Stuttgart am Kräherwald. Mit dem Auto schnell erreichbar, aber schon ein gutes Stück zu Fuß bergauf vom Hölderlinplatz.

 

Der neue Betreiber Gerardo Manzione hat nicht nur den Namen des Lokals („Sonnenblume“) beibehalten – „Der hat mir gefallen“ –, sondern auch die schnörkellose Inneneinrichtung. Hier gibt’s klassische italienische Kost, das sieht man beim ersten Blick auf die Antipasti-Theke. Neben Pizza und Pasta steht auch Edleres auf der Speisekarte, „con tartufo“ zum Beispiel. Der 33-jährige Manzione, der aus einer Gastronomen-Familie stammt, ist ein Kenner der Edel-Knollen. Nach einer Ausbildung zum Koch in Italien und Stationen in Rom und der englischen Grafschaft Lincolnshire kam er 2010 nach Stuttgart, wo er auch mit Trüffeln und Wein handelte.

Die Mitesserin kostet die Bruschetta ai profumi di bosco (6 Euro), mit Trüffel- und Steinpilzsauce belegte Brote, doch sie vermisst das i-Tüpfelchen de luxe: frisch gehobelte Trüffel. Ihre Freude hat sie am Carpaccio vom Rind (9,50 Euro), das Fleisch ist hauchdünn geschnitten und sichtbar frisch, von der reichlichen Portion Rucola legt sie jedoch ein paar Blätter zur Seite.

Dass der Koch im Girasole mit Fisch und Meeresfrüchten umgehen kann, hat sich schon herumgesprochen. Die Gäste schwärmen vom gegrillten Tintenfisch 15,50 (Euro), als Vorspeise sind die Straccetti di calamari mit Rucola und Kirschtomaten zu empfehlen (10,50 Euro). Orata, Dorade, auch das können sie hier. In diesem Fall kommt der ganze Fisch samt Muscheln in Alufolie eingewickelt auf den Tisch (19,50 Euro). Eine Delikatesse, selig verputzen wir jedes Stückchen des perfekt gegarten Fleisches. Auf einem Extra-Teller wird gegrilltes Gemüse gereicht, al dente und auch optisch ansprechend. Vier Sterne! Aber eben nicht durchgehend. Die Pasta-Gerichte, die wir ausprobiert haben, sind solide, aber nicht sensationell. Einen kleinen kulinarischen Ausrutscher hat es zudem gegeben: das Risotto cacio e pepe mit Parmesan, Pecorino und Pfeffer (9 Euro). Serviert wird kein schlonziger Satt- und Glücklich-Macher, sondern ein zu bissfester und trockener Reis.

So schnörkellos die Küche, so ist der Service in dem kleinen Lokal. Aufmerksam, aber nicht aufdringlich. Manche sagen, sie vermissten die italienische Herzlichkeit der Vorgänger. Wir sind ehrlich gesagt froh, dass man sich hier nicht durch den Abend busselt, sondern einfach nur nett bedient wird.