Der Boom der Burger-Restaurants ist ungebrochen: Seit neuestem werden im Stuttgarter Hospitalviertel Fleischklopse auf den Grill geworfen – in welcher Qualität, haben wir bei einem Besuch versucht zu ergründen.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Es will nicht so recht ins Bild passen, dass ausgerechnet in Stuttgarts Vorzeigekiez – dem vor wenigen Monaten eingeweihten neuen Hospitalviertel – eine Burger-Kette Einzug gehalten hat. Wobei Kette vielleicht zu viel gesagt ist, denn es handelt sich um das Burger House No. 6; die anderen fünf Filialen sind in München. Dort hat Nicolas Hegewisch 2013 sein Unternehmen gestartet, Burger-Qualität, die er in New York lieben gelernt hat, nach Deutschland zu bringen.

 

Angesichts der Burger-Dichte in Stuttgart gleicht das zwar dem Eulen nach Athen tragen, aber sei’s drum – es schadet auch nicht, den großen Ketten ein weiteres Qualitätskonzept entgegen zu setzen. Beim Burger House merkt man das schon an der Optik, die mit edelrustikalem Look aus Stein und Holz mehr als ein Schnellrestaurant bietet. Zum kulinarischen Konzept gehört, dass hinter der Durchreiche mit ihren Wärmelampen mit guten Zutaten gearbeitet wird. Das Fleisch stammt von bayerischen Rindern, Brötchen und Saucen sind hausgemacht. Es gibt Burger mit Guacamole und Jalapeños, mit Salami und Gouda, mit Steak und Gruyère – und mit Trüffel, Carpaccio und Champignons (12,99 Euro). Auch eine No-Carb-Version ist dabei.

Pommes angereichert mit gerösteten Hackbröseln

Wir entscheiden uns für den Classic House Burger (7,49 Euro) und den Veggie Burger (9,99 Euro). Zuvor haben wir ein Vorspeisen Brettl (14,99 Euro), an dem wir auch zu zweit scheitern. Das XL der Chili Cheese Fries bezieht sich nicht auf den Cut, sondern die Portionsgröße. Die Pommes sind lecker angereichert mit gerösteten Hackbröseln und einer scharfen Käsesauce – uns aber als „Vorspeise“ einfach zu viel. Die überbackenen Zwiebelringe sind riesig und fettig, der Hügel Guacamole ist gut angemacht, die dazu gereichten Weißbrotscheiben allerdings sind steinhart geröstet.

Wir lassen die Hälfte stehen, was für den Service in seinen Motto-Shirts („What happens in the Burger House stays in the Burger House“) kein Signal ist, dass wir damit fertig sind. Wir müssen also extralange auf unser „Mittagsmenü“ (mit Pommes und Softgetränk 8,99 Euro) warten. Der House Burger ist saftig und würzig, der Falafel der Veggie-Version knusprig, aber trotz Pflücksalat, Pilzen und Basilikumsauce wird uns das in der Kombi mit den Brötchenhälften zu zäh und trocken. Der Beilagensalat (4,99 Euro) ist bis auf die viel zu großen Tomatenstücke von guter Substanz, aber durchgeweicht. Lobenswert ist das Tegernseer Helle (0,5 vom Fass für 3,50 Euro) und dass der Gin Tonic (6,50 Euro) immerhin mit Bombay Sapphire gemixt wird.

Beim Burger House handelt es sich also nicht um eine böse Sache – warum aber Münchner Kollegen vom besten Burger der Stadt, ihrer Stadt halt, sprechen, erschließt sich in Stuttgart nicht. Wer übrigens lieber bei seinen Homies bleibt: Im Hospitalviertel gibt es seit einiger Zeit auch ordentliche Burritos im Burreatos.

Burger House, S-Mitte, Büchsenstraße 24, Tel. 72 23 84 00, http://theburgerhouse.com, Montag bis Donnerstag 11.30–22.30, Freitag bis 23, Samstag 12–0, Sonntag 13–21 Uhr

Die Bewertung

Küche ***

Service ** + 1/2*

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.