Im Golfclub Hammetweil steigen mit den Ansprüchen die Erwartungen. Im neuen Lokal Hagen’s soll möglichst bald ein Stern her. Ganz so schnell wird das aber nicht passieren, findet unser Tester Matthias Ring.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Neckartenzlingen - Einen Club im Club – das mögen passionierte Szenegänger vielleicht noch oder schon kennen. Aber ein Restaurant im Restaurant im Club ist nun wirklich kein weit verbreitetes Konzept. In Neckartenzlingen gibt es so etwas. Hammetweil, so heißen der Golfclub und das Restaurant, in dem sich seit November das Gourmetabteil Hagen’s befindet. So wiederum heißt der Chef des Ganzen: Frank-Hagen Spanka, der nebenbei noch eine Beratungsfirma führt. Weil die Nachfrage nach Degustations-Menüs gestiegen sei, wurde im Hammetweil an einem gehobenen Konzept gebastelt und mit hüfthohen Kommoden ein Bereich abgetrennt. Das Gefühl, Teil einer Zwei-Klassen-Gesellschaft zu sein, hat man aber nicht, ist doch der weitläufige Raum insgesamt hochwertig ausgestattet, nur dass die 18 Plätze im Gourmetbereich vornehmer eingedeckt sind.

 

Als Küchenchef konnte Spanka den Hannoveraner Stefan Gützkow (35) gewinnen. Der war acht Jahre in Österreich und hat im Schloss Mondsee 14 Punkte im „Gault Millau“ geholt. Seinen Stil nennt er „authentic taste“. Umschrieben bedeutet dies, dass er zwar mit modernen Tricks und Techniken arbeitet, die Produkte aber optisch und geschmacklich erkennbar bleiben sollen. Als Beispiel könnte der gebeizte Saibling dienen – die Vorspeise des Viergangmenüs (57 Euro) –, der unter einer gläsernen Haube serviert wird, aus der weißer Rauch aufsteigt. Dazu gibt es Variationen von Erbse und Rettich sowie Saiblingskaviar. Aber obwohl die Zitrusfrucht Yuzu eine kräftige Säurespur hinterlegt und alle Komponenten erkennbar sind, drängt sich der Eindruck eines kalten Lagerfeuers auf. Wärmer, weil herzhaft gewürzt, ist die mit Scheiben getrüffelte Schwarzwurzelsuppe mit gebranntem Eigelb (als Teil des Dreigangmenüs für 42 Euro). Noch besser gefällt uns der sehr harmonische Akkord aus Zanderfilet, Birne, Bohne und Speck.

Ein Stern käme in diesem Jahr noch zu früh

Die Hauptgerichte sind beide gut, bestehen aber aus viel Fleisch und wenig Beilagen: Zum saftigen Iberico-Spanferkelkarree mit Nusskruste gibt es Zwiebel, Lauch und Kartoffel, zur Crépinette vom Rehrücken dreierlei Kohlminiaturen. Etwas eintönig sind die Variationen aus Joghurt und Brombeeren zum Dessert, was aber durch die hinterhergereichten Petits Fours wieder wettgemacht wird. Die an unserem Abend vom Chef kredenzte Weinbegleitung (31 Euro) aus der ausbaufähigen Karte kommt nicht immer punktgenau, so wie es generell mit dem Timing hapert.

Im guten Großen und Ganzen gibt es also Kleinigkeiten, die sich noch einspielen werden – und müssen, ist doch ein Guide-Michelin-Stern das angestrebte Ziel. Der kann ruhig kommen, aber dieses Jahr vielleicht noch nicht. Unser nächstes Ziel ist die Eröffnung der Open-air-Saison. Dann werden wir mal die traumhaft gelegene Terrasse des Hauptrestaurants erobern, die schließlich auch nicht nur für Golfer ist.

Hagen’s, Hammetweil 10, 72654 Neckartenzlingen, 07127 / 81 45 29, www.restaurant-hammetweil.de; Do bis Sa ab 18 Uhr, Hauptrestaurant Mi bis So ab 11.30 Uhr

Die Bewertung

Küche ****

Service ***

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.