Gut, aber nicht günstig: Im Restaurant Hupperts
, dem Nachfolger von Sternekoch Benjamin Breitenbach und dem ambitionierten Philipp Berg, wird jetzt eine bestbürgerliche Küche serviert.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - In der Gabelsbergstraße 97 ist wieder Leben eingekehrt – und wir erinnern uns, wie sehr die kleinen Räume je nach Gastgeber unterschiedlich strahlen können. Unvergesslich die Aura und Deko von Sun-Young Breitenbach, einstige Gefährtin des Sternekochs; unterm Nachfolger Philipp Berg wurde alles hipper, aber in der Küche zu gewollt und weniger gekonnt. Mit Michael Huppert und seiner Partnerin Marianne Giertz ist es nun solider, klassischer, sachlicher geworden.

 

Vom Kochniveau liegt Huppert, 29, in der Mitte zwischen dem damaligen Konzept von Benjamin Breitenbach und dessen Nachfolgern. Geprägt ist er vom elterlichen Löwen in Uhlbach und seiner Ausbildung im Stettener Ochsen, inspiriert von Stationen bei Bachofer, im Freiburger Colombi oder in der Friedrichsruhe. Auch seine Partnerin wurde in gehobenen Häusern geschult. Nun versuchen die beiden ihr selbstständiges Glück, derzeit in Küche und Service unterstützt von Aushilfen.

Knusprige Ente, knackiger Wirsing

Nicht nur als Testesser sind wir immer unglücklich darüber, wenn das Menü (vier Gänge für 69 Euro, fünf für 79 Euro und sechs für 89 Euro) aus logistischen Gründen nur tischweise angeboten wird. Daher kombinieren wir die Gerichte einzeln. Der erste Gang ist hier ein „Landei“ (15 Euro) und dort ein Saibling (19 Euro), der uns mehr überzeugt, vor allem das Drumherum mit Roter Bete und Blumenkohl als Mus und Gröstel. Beim pochierten Ei hingegen könnte der Eigengeschmack von Schwarzwurzeln und Pastinaken intensiver sein.

Weiter geht’s mit zwei knusprigen Stücken von der Ente, einem herzhaften Selleriepüree, recht knackigem Wirsing und Cranberries (29 Euro). Zum Hirschrücken unter einer Maronenkruste mit einer süßlichen Sauce und fein zerlegtem Rosenkohl gibt es als Extra noch ein Stück gebratene Leber mit Apfel (36 Euro). Als Finale haben wir Schokomousse mit Passionsfruchteis und Ananasragout sowie Ziegenfrischkäse mit angeschwitztem Feldsalat, Feige und Pumpernickel (beides gut für 15 Euro). Insgesamt kommen wir auf knappe, aber stramme 150 Euro inklusive Wasser und ein wenig Wein. Empfohlen wurde uns ein fruchtiger Chardonnay von Sander (4,50 Euro für 0,1) und ein vollmundiger Callejo Crianza 2009 (5,50 Euro für 0,1).

Guter Handwerker ohne schwärmerische Momente

Fazit? Für eine besondere Auszeichnung vom Guide Michelin, die nicht das erklärte Ziel ist, fehlt es uns an überraschenden bis schwärmerischen Momenten wie wir sie zuletzt zu einem vergleichbaren Preis beim Sternemenü in der Backnanger Kerzenstube erfahren haben. Michael Huppert ist mehr Handwerker als Künstler, aber ein sehr guter. Und obwohl unsere schmackhaften Gerichte ohne viele Kohlehydrate, sprich Sättigungsbeilagen auskamen: Das nächste Mal sparen wir 20 Euro durch kleinere Portionen oder machen es wie jetzt schon einige Gäste und gehen mal mittags hin. Dann ist es – mit einem freilich anderen Programm – deutlich günstiger.

Hupperts, Gebelsbergstraße 97, S-Süd, Tel. 640 64 67, www.hupperts-restaurant.de, Di bis So 12 bis 14 und ab 18 Uhr

Die Bewertung

Küche ****

Service ****

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.