Stuttgart hat den Tafelberg zurück. Nach einem Jahr Pause haben die Zwillingsbrüder Onno und Söhnke Schuller das Restaurant an der Dobelstraße wieder eröffnet. Wer Sinn hat fürs Puristische fühlt sich wohl in den schlichten Räumen und dem schnörkellosen Interieur.

Stuttgart - Stuttgart hat den Tafelberg zurück. Nach einem Jahr Pause haben die Zwillingsbrüder Onno und Söhnke Schuller das Restaurant an der Dobelstraße wieder eröffnet. Wer Sinn hat fürs Puristische fühlt sich wohl in den schlichten Räumen und dem schnörkellosen Interieur: geöltes Parkett, blanke Tischplatten, fast nackte Wände, nur eine kecke Prise Pink an der Bar. Zur Straße dämpft eine Glaswand den Lärm des Verkehrs ab. Wir sind mittendrin im urbanen Leben und doch weit weg.

 

Zutaten passen zur Saison und stammen aus der Region

Zusammen bringen es die Schullers auf zehn Jahre Erfahrung in renommierten Häusern, von der Wielandshöhe ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt bis zum Jumeirah Frankfurt. In ihrem ersten eigenen Lokal setzen sie auf französische Klassiker mit schwäbischem Einschlag. Das bedeutet für sie auch, dass die Zutaten ihrer saisonal wechselnden Gerichte von lokalen Bauern und Lieferanten kommen. Kein Wunder, dass die Weinkarte einen Württemberger Schwerpunkt hat, mit einigen wenigen aber namhaften internationalen Gästen aus den Nachbarländern.

Meeres-Maultaschen sind frühlingshaft fein

Zum prickelnden Einstieg in den Abend erlauben wir uns den Pinot Brut 2 von Aldinger/Wöhrwag (39 Euro). Die marinierte Kalbszunge mit Kapern und gebackenem Kalbskopf (13 Euro) zur Vorspeise ist ein kulinarisches Wagnis, das nicht ganz überzeugt. Die Zungenscheiben sind recht trocken, die ausgebackenen Kalbskopfwürfel fettig, da fehlt ein säuerlich-frischer Kontrapunkt. Im Gegensatz dazu sind die Maultaschen von Zander und Jakobsmuschel mit Spinat und Speckschaum (14 Euro) als Zwischengericht frühlingshaft fein – auch wenn sie besser „Maultäschle“ hießen.

Butterzarte Schnitzel aus der Maibockkeule

Farblich eine rosa Wucht ist der saftige Kabeljau, der vor dem Braten in Roter Beete mariniert wurde. Dazu setzen Frühlingszwiebeln und Roquefort-Polenta einen kräftigen Akzent (22 Euro). Die butterzarten Schnitzel aus der Maibockkeule mit Kohlrabiwürfelchen und handgeschabten Spätzle (26 Euro) stehen für schwäbische Landgasthofküche „at it’s best“. Zu beiden Gerichten passt der cremige Chardonnay S von Ernst Dautel aus Bönnigheim (59 Euro) perfekt. Fehlt der französische Klassiker: Das Entrecôte an himmlisch reduziertem tiefdunklem Portweinjus mit einem süßen Akzent aus Selleriepüree, konfierten Perlzwiebeln und Pommes Pont Neuf (27 Euro) liefert solide Bistroküche. Allerdings sind die hübsch zum Karree geschichteten gebratenen Kartoffelstifte teilweise innen noch roh.

Tafelberg bereichert die Stadt

Die ebenso professionelle wie charmante Frau im Service macht den Fauxpas fix mit einem Himbeersorbet wieder gut. Deshalb und weil die junge Mannschaft viel Herzblut investiert, sind wir milde gestimmt. Der Tafelberg ist ein Kleinod. Er bereichert die Stadt. Darum halten wir es es mit den Liebenden von Pont Neuf: Unser Schloss ist dran an der Brücke.

Tafelberg, Dobelstraße 2, 70184 Stuttgart, Telefon 0711/ 72697752. www.tafelberg-stuttgart.de. Ruhetag: Sonntag und Montag. Geöffnet: Dienstag bis Freitag 12 bis 14 und 18 bis 22.30Uhr, Samstag 18 bis 22.30 Uhr.

Die Bewertung:

Küche ***

Service ****

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.