Ungewöhnlicher Koch, ungewöhnliche Vorgeschichte: Michael Maisch hat sich mit seinem neuen Restaurant „Zum Michel“ nach dem Brand im Landgasthaus Mühlstein schnell wieder am neuen Standort etabliert.

Stuttgart - Es ist nicht mal anderthalb Jahre her da wähnte sich Michael Maisch und sein Team im falschen Film. Fünf Jahre lang hatten er und sein Team dem altehrwürdigen Landgasthof Mühlstein in Frickenhausen (Landkreis Esslingen) neues gastronomisches Leben eingehaucht. Doch am 13. September 2014 brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern ab. Fast ein Jahr war Pause, bis der Hundesportverein im Ortsteil Linsenhofen einen neuen Pächter suchte und Maisch unter den Namen „Zum Michel“ einen Neustart wagte. Ganz am Rande des Ortes inmitten grüner Wiesen und mit einem herrlichen Blick auf die Burg Hohenneuffen. Auf seiner „kleinen Alm“ bietet Maisch „schwäbische Küche mit Allgäuer Einflüssen“. Der 33-Jährige ist ein ungewöhnlicher Vertreter seines Fachs. Der gelernte Restaurantfachmann und Koch hat auch BWL studiert. Er ist Koch aus Passion, aber dies in Teilzeit. Denn Maisch arbeitet auch noch beim Kulturamt der Stadt Nürtingen. Dreieinhalb Tage hat Zum Michel daher nur geöffnet. Eine Reservierung ist fast schon Pflicht.

 

Der Rostbraten ist perfekt

Ein halbes Jahr nach dem Neustart kann man eines vorneweg sagen: der Chefkoch ist seinem Stil treu geblieben. Gott sei dank! Zum Auftakt entscheiden wir für uns eine Tomatensuppe (3,90 Euro) und die Schwäbischen Tapas (8,90 Euro). Die Suppe überzeugt, die Tapas sind ein Gedicht. Auf dem Teller befinden sich eine Mini-Variante der Tomatensuppe, ein lauwarmer Maultaschen- und ein Linsensalat, ein Ziegenkäse im Speckmantel und dies garniert mit einer kleinen Portion Nudel- und Mozzarellasalat. Weiter geht es mit dem Allgäuer Rostbraten mit Zwiebeln und Maultasche auf Kässpätzle und Salaten der Saison (19,90 Euro) und dem Biergartensalat mit Schnitzelstreifen und gebratenen Maultaschen an Kräuterdipp (11,90 Euro). Das Fleisch verzückt nicht nur einen Schwaben und geht eine perfekte Harmonie mit den Beilagen ein. Der Biergartensalat ist die perfekte Alternative für diejenigen, die nach dem Tapas-Genuss ein wenig kürzer treten wollen. Zwischendurch werfen wir immer wieder einen Blick durch die Fenster. Davor treffen Sonnenstrahlen auf Wiesen auf den Beurener Fels und wir fühlen uns ein wenig wie im Urlaub. Während der Rostbraten nur noch Platz für einen schwäbischen Grappa aus dem Hause Dolde (3,70 Euro) lässt, wählt die Begleiterin das Versucherle (5,90 Euro) und lobt in höchsten Tönen die Verbindung aus Espresso, Eispraline und Schokotörtchen. Auch am Service gibt es nichts zu mäkeln, obwohl das Team klein ist und die Gastube mit ihren 35 Plätzen durchgehend gefüllt, ist die Bedienung stets aufmerksam, aber nie aufdringlich. Kinder sind ebenfalls willkommene Gäste. Die Dekoration ist liebvoll und stimmig arrangiert. Wir kommen wieder, keine Frage. Gern auch im Sommer, wenn man draußen sitzen kann.

Die Bewertung:

Küche****

Service****

Ambiente****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.