Das Restaurant im Stuttgarter Rotlichtviertle orientiert sich neu: Es setzt auf günstigere Gerichte und französischen Pfiff.

Stuttgart - Die Dame hat abgespeckt. Sie gibt sich auch nicht mehr ganz so kapriziös, hat das feine weiße Tischtuch hinausgeworfen, dem bald auch der monumentale Flügel folgen soll, der den Gastraum noch dominiert. Ach ja, und die Rehnüsschen mit Mohnspätzle – die das vergangene Mal gut und teuer zugleich waren – sind auch aus dem Angebot verschwunden. Im Irma la Douce im Leonhardsviertel kocht seit dem Juni Andreas Fischer. Es darf nun eine Nummer kleiner sein. Der Neue am Herd des Restaurants hat viele Jahre in Frankreich gearbeitet. Die Zeit in Nizza und im Elsass hat Fischer geprägt – und sie macht sich sowohl auf der Karte, als auch bei den tagesaktuellen Empfehlungen bemerkbar. Moules frites (Muscheln mit Pommes frites) und eine Bouillabaisse legen den Akzent auf klassische französische Gerichte.

Irma will noch mehr Liebhaber


Sehr geschmeidig gelingt der Irma zum Auftakt des Abends der aromatische Wildkräutersalat mit Ziegenkäse im Teig (8,90 Euro). Luftig ist der Teig, dessen süße Note sehr gut zum schmelzigen Käse passt. Auf der anderen Seite reicht der Service – er ist gleichermaßen freundlich wie flexibel bei Sonderwünschen – eine Landpastete (8,90Euro), die vor allem jenen Gästen gefallen dürfte, die eine grobe Struktur bei der Pastete mögen. Zu den Gerichten empfiehlt der Kellner zwei verschiedene Weißweine – einen Sauvignon Blanc (7,90Euro) und einen Riesling aus der Region (7,50 Euro), die beide gefällig sind, preislich jedoch das Level eines Oberklasse-Restaurants erreichen. Dabei will das Restaurant künftig sein Stammpublikum gern um eine Klientel vergrößern, die gut und günstiger essen möchte. "Die Krise haben wir schon zu spüren bekommen", sagt Henry Kennecke, der im Restaurant unter anderem als Weinberater arbeitet. Künftig möchte sich das Irma la Douce eher an dem Konzept von einer gehobenen Weinstube orientieren. "Auch deshalb verzichten wir weitgehend auf Tischdecken", erklärt Kennecke.

Der Patron Remo Heine habe ohnehin von Anfang an in diese Richtung gedacht. Bei der Präsentation der Gerichte auf dem Teller macht die Küche jedenfalls alles richtig. Dies gilt für den Zander im Kartoffelteigmantel mit Champagnersauce und Zuckerschoten (19,50 Euro) genauso wie für die glacierte Entenbrust mit Maisküchlein (19,50 Euro). Kunstvoll sind Fisch, Fleisch, Beilagen und Saucen arrangiert. Das Auge wird gut bedient. So saftig, wie man es sich wünscht ist der Fisch gelungen, die Zuckerschoten besitzen den richtigen Biss. Doch es fehlt der Sauce an Raffinesse, um dem Gericht jenen Pfiff zu geben, der es bemerkenswert macht. Ähnliches gilt für die Entenbrust, bei der die Maisküchlein gerne etwas krosser hätten ausfallen dürfen. Das Fleisch hingegen ist auf den Punkt rosa gebraten. Das Irma la Douce scheut sich nicht, Wiener Schnitzel und Rostbraten auf die Karte zu setzen – die Dame ist mitten im Rotlichtviertel ein wenig bürgerlicher geworden.

Küche: ***

Service: ****

Ambiente: ****Irma la Douce, Katharinenstraße 21 b. Geöffnet von 11.30 bis 14 Uhr und von 17.30 bis 23 Uhr, sonntags kein Mittagstisch, montags Ruhetag. Telefon: 0711/4704320