Zur Entschleunigung gibt es kaum einen besseren Ort als die Krone im Ludwigsburger Stadtteil Alt-Hoheneck – eine Einkehr in die gute Stube oder den neuen Vespergarten mit Selbstbedienung lohnt sich.

Ludwigsburg - Es war einmal ein Ferkel, das hieß Horst von Hoheneck und war viel zu früh auf die Welt gekommen. Alle dachten, dass es bald sterben würde. Doch es fand Unterschlupf in einem gewaltigen Bart, dessen Besitzer ihm den Schoppen reichte, es wärmte und päppelte und eine Woche lang kaum aus dem Haus ging. „Horst geht es prächtig“, sagt der 34-jährige Pascal Fetzer. „Mein Bart hat ihn gerettet.“

 

Die Ferkel-Geschichte erzählt viel über den Wirt der Krone in Alt-Hoheneck, der sich zusammen mit seinem Schwager Markus Fetzer vorgenommen hat, das alte Gasthaus mit viel Leidenschaft zu betreiben. Halbherziges liegt den beiden nicht. Sie haben ein junges Team zusammengestellt und setzen auf regionale Ware. Punkten können sie mit der Lage im Grünen zwischen Neckarwiese und einem Außenantiquariat. Neuerdings bremst ein Vespergarten nicht nur Radler aus, und das Kulturprogramm soll auch erweitert werden.

Die Einkehr lohnt sich. Wir starten mit einer Flädlessuppe (5,50 Euro), die es in sich hat. Schön deftig ist die Rinderkraftbrühe. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dagegen die vegane Petersilienwurzelcremesuppe (5,90 Euro) mit Bärlauchschaum und getrockneten Blüten. Das sieht verlockend aus, doch der Sojarahm liegt geschmacklich weit hinter Sahne. Die Suppe ist etwas wässrig geraten, ihr fehlt der Pfiff.

Der Koch ist der Urenkel des Erfinders der Spätzlepresse

An schwäbischem Selbstbewusstsein fehlt es den Fetzers nicht. „Roschdbrooda“ (19,50 Euro) steht im breitesten Dialekt auf der Karte. Wie gewünscht wird er zart rosa serviert, eine ordentliche Portion, schön saftig, dazu ein Trollingersößle, Röstzwiebel und Spätzle, die hausgemacht sind. Wie könnte es auch anders sein, denn der Hauptkoch der Krone, Oliver Kull, ist der Urenkel des Erfinders der Spätzlespresse.

Wer etwas Leichteres will als Bärlauchkässpätzle oder Schnitzel, sollte eine Salatvariation wählen. Der gemischte Salatteller mit gebratenen Steinchampignons (10,90 Euro) vereint knackige Blattsalate mit Rohkost und Walnusskernen, eine Köstlichkeit. Dazu ein Glas duftiger Weißburgunder aus der Felsengartenkellerei Besigheim (0,2l für 6,90 Euro). Frisch aus dem eigenen Backhäuschen gleich hinterm Haus ist das Sauerteigbrot. In der Krone haben sie Spaß daran, alte Traditionen wiederzubeleben, und nehmen sich Zeit dafür.

Himmlisch ist der Spaß im Glas

Zur Entschleunigung ist der Gasthof ideal, im Innern warten Holzöfen und Kronleuchter auf die Gäste. Die charmante Bedienung erzählt von der langen Geschichte des Hauses, von der Herkunft des leckeren Quittensaftes und überzeugt uns, dass es nichts Himmlischeres gibt als den Spaß im Glas (6,90 Euro). Eine Maisgrießcreme mit Karamell überzogen, darauf geschichtet Schokokuchenkrümel und ein Klacks Himbeersorbet. Sie hat recht.

Krone Alt-Hoheneck
Untere Gasse 44, 71642 Ludwigsburg, Tel. 0 71 41/2 39 48 77, geöffnet täglich außer dienstags 17 bis 23 Uhr, warme Küche: Mittwoch bis Freitag 17.30 bis 21.30 Uhr, Samstag, Sonntag, feiertags 11.30 bis 14.30 und 17.30 bis 21.30 Uhr, Montag 17.30 bis 21.30 Uhr Vesper, www.krone-alt-hoheneck.de

Die Bewertung:

Küche ****

Service ****

Ambiente *****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.