In dem neuen Biorestaurant Lässig in der Bauernmarkthalle am Vogelsang soll es wie zu Hause schmecken.

Kultur: Adrienne Braun (adr)
Stuttgart - Leicht wird es Sabine Lässig nicht gemacht. Bereits im Juli wurde die neue Bauernmarkthalle eröffnet, aber noch immer regieren ringsum Staub und Schotter, die Beschilderung ist halblebig und die Logistik der Halle ohnehin nicht ideal. So steht die Geschäftsführerin oft noch allein auf der Galerie zwischen den eingedeckten Holztischen. Sechzig Plätze hat sie, die Karte ist groß – und man fragt sich, wie Lässig das durchhalten wird, so vielerlei frische Produkte vorzuhalten, alle aus biologisch-dynamischem Anbau.

Es soll wie zu Hause schmecken, sagt sie, aber dafür ist die Küche mit soutierten Gambas oder Walnuss-Vinaigrette eigentlich zu ambitioniert. Allein der Vorspeisenteller (12,50 Euro) ist vielfältig. Da gibt es Ziegenfrischkäse und Putenspieße, Lachs mit Fenchel, Couscoussalat und Bruschetta mit Tomate, Karotte und Gurken sowie Currydip. Eine ungewöhnliche deutsch-italienisch-indische Variation ist das, die aber mehr Pfiff vertragen könnte.

Lässig hat bisher Catering auf Biomessen gemacht, ihr neues Restaurant gehört zur Eselsmühle, die in der Halle noch mit einem Café vertreten ist. So macht man sich einerseits Konkurrenz – und kooperiert andererseits. Es kommt Brot von der Eselsmühle auf den Tisch und werden Produkte von der Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall verwendet. Das Rinderfilet (22,50 Euro) wird ungefragt englisch serviert, sogar sehr blutig, aber es ist herrlich zart. Die Kruste aus Pinienkernen ist interessant, die Törtchen aus Sellerie-Kartoffel-Stampf sind fein, wie hausgemacht. Die gegrillte Dorade (19,50 Euro) hat die Chefin auf unsere Bitte hin schon filetiert, allerdings stecken noch viele Gräten in dem buttrigen Fisch. Dazu gibt es einen ordentlichen Schlag Rosmarinkartoffeln – krustig gebackene Würfel mit Kirschtomaten, die gern gehäutet hätten sein dürfen.

Bioqualität zu angemessenen Preisen


Es sitzt sich angenehm unter dem Glasdach mit Ausblick auf das Treiben in der Halle. Die Nachtische sind gut, die Crème brulée (5 Euro) schmeckt wie in Frankreich, das Espresso-Parfait (6 Euro) schaut mit seiner betongrauen Tönung eigentümlich aus, ist aber cremig und fein. Dazu gibt es Bioespresso, Getreidekaffee und Bioassam aus dem Teebeutel. Es wird nicht nur gängiges Teinacher serviert, sondern es gibt auch St.Leonhards-Quelle in der soliden Glasflasche, Bionade und Sieben-Zwerge-Kindersaft. Auch das Weinangebot ist breit angelegt mit Grünem Veltliner Landwein, La Musique Chardonnay, Trebbiano oder Tollkühn Riesling.

Da alles Bioqualität hat, sind die Preise angemessen – Kinderspaghetti gibt es sogar schon für 4,50 Euro. Das Lässig versucht, viele Wünsche abzudecken: tagsüber wird ein reeller Mittagstisch serviert, nachmittags Kaffee und Kuchen, abends will man ein gediegenes Speiselokal sein. Wenn jetzt noch eine Karte draußen hängt und die Absperrungen und Bauarbeiter verschwunden sind, bemerkt das vielleicht auch ein breiteres Publikum.

Restaurant Lässig Rückertstraße7, 70193 Stuttgart, Telefon 60145707, täglich von 11 bis 23 Uhr geöffnet, es gibt durchgehend warme Küche. www.restaurant-lässig.de


Die Bewertung


Küche: ****Service: ***Ambiente: ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.