Das Ensemble Lokstoff liest Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen vor, „um sie kurz aus der Isolation zu entführen“.

Stuttgart - Normalerweise müsste bei jedem in diesen Tagen Festtagsstimmung aufkommen. Aber dieses Weihnachten wird nicht für jeden gleich ausfallen. Die Pandemie fordert ihren Tribut in Form von Distanz. Bedeutet: Mancher kann das Fest der Liebe nicht im Kreise seiner Lieben feiern.

 

Diese schwere Situation brachte Schauspielerin Kathrin Hildebrand vom Ensemble Lokstoff auf eine Idee: „Wir von Lokstoff wollen im zweiten Lockdown den Menschen, die alleine sind, was Gutes tun“, sagt sie: „Wir haben deshalb die Aktion Lokstoff ruft an - Lesen gegen die Einsamkeit ins Leben gerufen.“ Es ist nicht das erste Mal, dass Theater, das sich mit seinen Stücken überwiegend im öffentlichen Raum präsentiert, sich sozial und karitativ engagiert. Lokstoff war und ist auch in der Flüchtlingsarbeit tätig. Und der Coronakrise versucht Hildebrand schon immer auf ihre Weise entgegenzutreten.

Ein kurzer Moment des Glücks

„Wir versuchen trotzdem, kreativ zu bleiben und auf andere Weise mit unseren Zuschauern in Kontakt zu treten.“ Unabhängig von der künstlerischen Dimension erlebt sie auch privat die ganze Wucht dieser Coronakrise: „Es ist gerade nicht einfach. Wenn ich meine 92-jährige Mutter besuche, macht sie normalerweise die Tür auf und wir umarmen uns. Jetzt gibt es keine Umarmung, zwei Meter Sicherheitsabstand und Gesichtsmaske. Das ist schwer.“

Nun ist es das Anliegen des ganzen Teams, dieser Distanz und Isolation etwas die Härte zu nehmen. „Wir wollen Bewohnern von Pflegeeinrichtungen und Seniorenheimen, alleinstehende Menschen oder Menschen, die zur Zeit im Krankenhaus sein müssen, für einen kurzen Moment aus ihrer Isolation entführen und ein wenig Lebensfreude zu schenken“, sagt Kathrin Hildebrand und ergänzt: „Für diese Menschen bieten wir individuelle Lesungen am Telefon an um miteinander ins Gespräch kommen. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie Interesse an unserem kostenfreien Angebot haben.“