Lorenz Menz ist nach 16 Jahren als Präsident des DRK-Landesverbandes ausgeschieden. Es ist bei Weitem nicht das einzige Vereinsführungsamt, das der Möhringer innehatte. Ein Gespräch mit einem, der nach im Ruhestand eine ehrenamtliche Zweitkarriere startete.

Möhringen - Lorenz Menz schenkt Kaffee ein, bietet Kuchen an. Dann schaut er etwas ratlos. Was denn an ihm so interessant sei, dass jemand von der Zeitung komme, fragt er. 83 Jahre ist er alt, seit 55 Jahren verheiratet, Ruheständler in einer nett verwinkelten Wohnung mit Blick auf die katholische Kirche am Riedsee. Fotos der fünf Kinder und sechs Enkel schmücken Wände. Alles recht normal, oder?

 

Ein ganz Normaler ist er dann doch nicht, dieser Lorenz Menz. Seine Geschichte muss man dem Staatssekretär a.D. allerdings etwas entlocken. Klein und bescheiden fängt er an, in Hausen am Andelsbach bei Sigmaringen. „Damals war es unüblich, dass jemand aus dem Dorf zum Gymnasium ging“, sagt er. Doch der Bub machte Karriere: Uni, Promotion als Jurist, Landratsamt, Oberschulamt, diverse Ministerien, zuletzt lange Jahre Amtschef in der Villa Reitzenstein.

Eine Zweitkarriere nach der Pensionierung

Hätte er es im Jahr 2000 dabei bewenden lassen, wäre Lorenz Menz ein normaler Ruheständler geblieben, hätte er dieser Tage auf den großen Bahnhof im Möhringer Bürgerhaus verzichten müssen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dessen Vorgänger Erwin Teufel und Günther Oettinger, Staatssekretär Wilfried Klenk und weitere hochrangige Gäste verabschiedeten ihn als Präsidenten des DRK-Landesverbandes. 16 Jahre stand er 48 000 Ehren- und 10 000 Hauptamtlichen vor – Sanitätern, Pflegekräften, Leuten aus dem Blutspendedienst oder der Bergwacht. Viel zu tun, aber längst nicht das einzige Ehrenamt, das sich Lorenz Menz auf die Fahne schreiben kann. Die Liste ist unnatürlich lang. Von 2001 bis 2010 war er auch Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Stuttgart, fast zeitgleich Präsident des Schwäbischen Chorverbandes, 2008 war er an der Gründung des Landesmusikverbandes beteiligt gewesen und stand dem – natürlich – als Präsident vor.

Das eigentlich Unglaubliche: Lorenz Menz singt ausschließlich unter der Dusche, er spielt kein Instrument, und er war zuvor auch nie als Rotkreuzler aktiv. „Das hat sich so gefügt, das war so nicht geplant“, sagt er – fast entschuldigend. „Ich bin ein Quereinsteiger.“ Eine Zweitkarriere nach der Pensionierung. Seine Erklärung klingt zunächst ungewöhnlich. „Ich finde es befriedigend, wenn unterschiedliche Meinungen wieder zusammenfinden, sodass Leute den Karren wieder gemeinsam ziehen.“ Lorenz Menz ist Mediator aus Leidenschaft – ein Netzwerker. Ein besonderes diplomatisches Geschick wird ihm nachgesagt. Als „Mann des Ausgleichs und der Integration“ bezeichnete ihn der Landesvater Kretschmann jüngst – ein Menschen-Motor.

Akkus aufladen im Ehrenamt

Lorenz Menz ist ein großer Verfechter des Ehrenamts, wie er sagt. Man bekomme mehr zurück, als man gebe. „Man lädt im Ehrenamt auch die Akkus auf“, sagt er. Freude, Lebenserfahrung, Einblicke, Gemeinschaft zählt er auf, all dies habe er stets transportieren wollen. „Sie kriegen die Ehrenamtlichen nur, wenn Sie ihnen zeigen, dass es sich lohnt“, glaubt er. Für dieses Engagement hat er unter anderem das Große Verdienstkreuz und die Landes-Verdienstmedaille erhalten.

Fast alle aktiven Posten hat Lorenz Menz mittlerweile abgegeben, bis auf die Leitung der Mobbingkommission bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Mit 83 sei es Zeit gewesen. Für den Schaffer ist das Mehr an Freizeit jedoch eine Umstellung, wie er bekennt. „Ich habe noch keine richtige Vorstellung, wie ich die Löcher füllen werde, die jetzt entstanden sind“, sagt er lächelnd. Zumindest einen konkreten Plan hat er: Er will zum nächsten Konzert des Liederkranzes Möhringen gehen – als Musikliebhaber, aber auch Unterstützer der Ehrenamtlichen in der Nachbarschaft. Lorenz Menz schaut wieder etwas ratlos. „Das ist überhaupt nichts Besonderes.“