Ganz am Ende des schattigen Katzenbachtals findet sich Stuttgarts ältester Tierfriedhof mitten im Wald. Ein verlassener und verfallener Ort, den nur findet, wer sich auf urbane Abwege begibt.
Ein immergrüner Thuja-Hain mitten im Wald, dazwischen ein paar moosbewachsene Gedenksteine und längst verwitterte Grabeinfassungen: In Stuttgart finden sich mitunter geheimnisvolle Orte. Nicht selten weit draußen, an den Rändern der Stadt, wo nur hinkommt, wer Lust hat, auf urbanen Abwegen zu gehen.

Die Trockenheit setzt zu
Wie im Katzenbachtal. Eine dieser wilden Waldklingen, die man eher nicht in einer Großstadt vermutet, die aber für Stuttgart mindestens so prägend sind, wie seine steilen Staffeln oder die nimmer enden wollenden Baustellen.
Der Katzenbach war früher ein ziemlich wild sprudelnder Wasserlauf, an dem reichlich Kröten und Frösche tummelten. Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat ihm zugesetzt. Inzwischen ist er meist nicht viel mehr als ein Rinnsal, das durch die tief eingeschnittene Klinge zwischen Heumaden und Hedelfingen dem Neckar entgegen plätschert.

Verlassen, aufgegeben, dem Verfall preisgegeben
Still ist es in diesem schattigen Tal wie sonst fast nirgendwo in der Stadt. Manchmal herrscht Grabesstille: An ihrem unteren Ende birgt die Klinge Stuttgarts vielleicht geheimnisvollsten Friedhof. Ein kleiner, umzäunter Platz im Wald, direkt neben dem Bach. Der Zaun ist an vielen Stellen von umgestürzten Bäumen eingedrückt. Auf den Grabsteinen, die durch die dichte Hecke zu erkennen sind, finden sich Namen wie Coco, Boney oder Jali.

Es ist Stuttgarts ältester Tierfriedhof, und inzwischen das, was man neudeutsch wohl einen Lost Place nennen würde. Verlassen, weitgehend aufgegeben, im Verfall begriffen. Das alte, schon immer abgelegene Gräberfeld für Hunde, Katzen und andere Haustiere existiert seit mindestens Ende der 1960er-Jahre, wie man bei der Stadt erfährt. Schätzungsweise liegen hier einige hundert Tiere begraben. So genau weiß man es nicht. Seit 2016 ist der Friedhof stillgelegt. Wegen „wasserrechtlichen Problemen in Verbindung mit dem Katzenbach“, heißt es.

Eine letzte Kerze, die brennt
Als ob sie sich dem Verfall entgegenstellen könnte, brennt regelmäßig an einem der Gräber noch eine letzte Kerze. Die Einfassung ist geschmückt mit kleinen Figuren, Tannenzweigen und ein paar Blumen. Sie erinnert daran, dass es nicht mehr lange dauert und der Wald hat sich diesen wunderbar verwunschenen Ort endgültig zurückgeholt.
Hinweis: Dieser Text erschien erstmals 2022 online bei StZN und wurde im Juni 2024 aktualisiert.