Das indische „Holi-Festival“, das „Fest der Farben“, ist das Vorbild: Im Fellbacher Familien- und Freizeitbad haben rund 250 Gäste zwischen 18 und Mitte 50 mit buntem, wasserlöslichen Pulver geworfen – und sind gern baden gegangen.

Der Farbenrausch war kurz, die bunten Spuren, die das wasserlösliche Pulver auf der Haut hinterließ, schnell wieder weg. Nur auf den T-Shirts der Life Guards und dem von Geschäftsführer Tobias Degout blieben die Farben hartnäckiger. Bunt ging es am Freitag beim „Love Color Festival“ im Familien- und Freizeitbad F3 in Fellbach zu, auch wenn es vor allem die Licht- und Laserinstallationen sowie die rund 250 Gäste waren, die Farbe ins Spiel brachten.

 

Bilder vom „Holi-Festival“ in Indien zeigen Menschen, die in leuchtendes Lila, knalliges Orange, strahlendes Rot oder tiefes Blau getaucht sind, das wie ein Wasserfall in Pulverform vom Himmel auf sie rieselt. So farbenfroh kennt Raj Shah das Traditionsfest, mit dem am ersten Vollmondtag des Monats Rashun der Frühling begrüßt wird. Es wird in jeder größeren Stadt gefeiert und dauert zwischen zwei und zehn Tagen. Der 34-Jährige kam vor zwölf Jahren für ein Masterstudium aus der Nähe von Mumbai nach Deutschland und lebt in Waiblingen. Als er hörte, dass in Fellbach eine Art „Holi-Festival“ steigt, musste er natürlich vorbeischauen. Denn zuhause, erzählte er, habe er nie ein „Fest der Farben“ verpasst.

Das „Love Color Festival“ fand Raj Shah „super, aber zu wenig farbig“. Und mit einem Lächeln ergänzte er: „Nach fünf Minuten beim ‚Fest der Farben’ in Mumbai hat mich meine Mutter nicht mehr erkannt.“ Tobias Degout widerspricht nicht: Die in Fellbach verwendeten Love Colors seien eine moderne, feinstaubfreie Weiterentwicklung der Holi-Farben. Das Pulver auf Basis von Lebensmittelfarben sei nicht gesundheitsschädlich, lasse sich leicht von Haut und Kleidung entfernen und löse sich in Wasser vollständig auf. „Anders als das Farbpulver mit Feinstaub, das länger in der Luft liegt und langsam zu Boden schwebt, haben die Love Colors, denen Salz beigemischt wird, eine fast sandige Konsistenz und fallen ziemlich schnell runter.“

In Indien werden traditionell Blütenfarben verwendet

Rund 250 Gäste feierten im Bad. Foto: Eva Herschmann

In Indien würden traditionell Blütenfarben für das „Holi-Festival“ verwendet, erläuterte derweil Raj Shah. „Die sind völlig unbedenklich.“ Allerdings habe sich das in den vergangenen Jahren verändert, und es würden auch in seinem Heimatland zunehmend synthetische Farbpulver verwendet.

Zwei DJs waren in Fellbach nicht nur für die Musik verantwortlich, sondern auch dafür, den „Color-Countdown“ herunterzuzählen, damit alle möglichst gleichzeitig das Pulver in die Luft schleuderten.

Das Pulver gab es in sechs verschiedenen Farben, fünf Beutel waren im Eintrittspreis enthalten, für 90 Cent pro Stück oder im Fünfer-Set für 3,50 Euro konnten weitere gekauft werden. Der Countdown von Fünf auf Null wurde in unregelmäßigen Abständen von den DJs in die Beats und Sounds eingestreut. Letztlich war es ein kurzlebiger Spaß, entsprechend dem Motto „Glücksmomente“ der Farben-Party. Dafür dauerte die gigantische Poolparty – mit dem Außenbecken standen den Besucherinnen und Besuchern, die zwischen 18 und Mitte 50 waren, rund 250 Quadratmeter Wasserfläche zur Verfügung – bis 1 Uhr in der Nacht. Und bei anfangs sommerlichen 31 Grad Außentemperatur war das erfrischende Bad ebenso gefragt wie die kühlen Drinks und Cocktails. Im vergangenen Herbst war das erste „Love Color Festival“ mit rund 200 Gästen über die Bühne gegangen. Auch die zweite Veranstaltung mit den umwelt- und gesundheitsfreundlichen Love-Color-Farben sei ein schönes Fest gewesen. Und das schon am Nachmittag: Da trieben es Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Fellbach ebenfalls bunt. Sie durften mit und ohne Eltern in Farben baden – und bekamen dafür sogar Pulverpäckchen geschenkt.

Die Farben sind umweltfreundlich

Auch die Abendgäste, von denen viele bereits bei der Premiere im Herbst dabei gewesen seien, hätten das „Love Color Festival“ gefeiert, sagte Tobias Degout. „Der Umsatz in der Gastronomie hat ebenfalls gestimmt.“ Im Team komme das Festival ebenfalls gut an. Die diensttuenden Life-Guards wie die Fachangestellten für Bäderbetriebe (die früheren Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeister) und die Rettungsschwimmer mussten niemanden retten und hatten Spaß. Die zweite Auflage werde nicht die letzte sein, so der Geschäftsführer: „Wir planen das ‚Love Color Festival’ regelmäßig zweimal im Jahr, im Herbst und im Frühjahr.“ Bis dahin werden die weißen T-Shirts der Life-Guards und das des Geschäftsführers wieder sauber sein. „Einmal Waschen und die Farbe ist raus“, sagte Tobias Degout.