Ein Mann und zwei Frauen sollen Frauen in die Prostitution gelockt und sich einen Teil der Einnahmen aushändigen lassen haben. Festgenommen worden waren die drei bei einer Razzia im FKK Saunaclub Paradise in Leinfelden-Echterdingen.

Stuttgart/Leinfelden-Echterdingen - Wie ein Frauentyp wirkt der Angeklagte trotz seines trainierten Körpers nicht. Die kurzen Haare und seine dunkle Kunststoffbrille verleihen ihm eher ein jungenhaftes Aussehen. Mit der „Loverboy“-Methode soll der 21-Jährige junge Frauen in die Prostitution getrieben haben. Seit Mittwoch muss er sich wegen schweren Menschenhandels und Zuhälterei vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Ebenfalls angeklagt sind zwei Prostituierte im Alter von 25 und 26 Jahren. Laut Anklage haben sie die angeworbenen Frauen in den Bordellen betreut und bewacht, damit diese die Prostitution nicht aufgaben. Die Einnahmen der Opfer hätten sich die Angeklagten teilweise aushändigen lassen. Der Mann habe so rund 5000 Euro eingeheimst, eine der beiden Frauen etwa 2000 Euro.

 

Laut Staatsanwalt steht der 21-jährige Angeklagte der Rockerbande United Tribuns nahe, die mit der Türsteherszene und Prostitution in Verbindung gebracht wird. Die drei Angeklagten sollen mit zwei Mitgliedern der Tribuns zusammengearbeitet haben. Diese stehen nicht vor Gericht, sie sind im Ausland untergetaucht. Mindestens drei Frauen im Alter von 19 bis 21 Jahren hat die Gruppe laut Anklage zur Prostitution gebracht. In zwei Fällen habe der Angeklagte den Kontakt gesucht, einmal auch ein Komplize. Das geschah entweder persönlich oder über soziale Netzwerke. Die Männer hätten den Opfern im Winter und Frühjahr 2014 ein Liebesverhältnis vorgegaukelt und sie teils mit teuren Geschenken geködert. Ziel war laut Staatsanwaltschaft, dass die Frauen ihren Körper verkaufen, um ihrem „Freund“ aus einer vermeintlichen Finanznot zu helfen.

Vom vermeintlichen Freund öllig überrumpelt

Das böse Erwachen kam plötzlich. Eine 20-jährige Deutsche etwa sei mit dem Angeklagten im April des vergangenen Jahres in einen FKK-Club gegangen, so der Staatsanwalt. Als sich dort ein fremder Mann für sie interessiert habe, soll ihr „Freund“ diesem kurzerhand eröffnet haben, dass die Frau an dem Tag mit der Prostitution beginne. Sie sei davon „total überrumpelt“ worden. An diesem und weiteren Tagen habe sie mehrere Freier gehabt. Schließlich sei sie ausgestiegen, noch eine Zeit lang eigenständig der Prostitution nachgegangen und habe sie dann ganz aufgegeben.

Meist habe die Angst vor dem, was ihnen bei einem Ausstieg von den United Tribuns drohen könnte, die Frauen gefügig gemacht, so der Staatsanwalt. Wie bei der Rockergruppe üblich, hatten die Mädchen die Namen des Mannes, „dem sie gehörten“, auf Brust, Bauch oder andere Körperteile tätowiert. Festgenommen wurden die Angeklagten im November 2014 bei einer Razzia im FKK Saunaclub Paradise in Leinfelden-Echterdingen. Sie haben sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Prozess wird fortgesetzt.