Es ist eine turbulente Zeit, die Lua Niehus in den noch jungen Jahren seiner Sportkarriere gerade durchlebt. Erste Liga bei den Frankfurter Löwen, Oberliga bei den Stuttgart Rebels, und nun war der 18-Jährige auch noch bei der U-20-Weltmeisterschaft in Schweden dabei – allerdings nur kurz. Als Pechvogel ist er bereits wieder zuhause. Im ersten Spiel gegen Finnland blockte der Verteidiger einen Schuss mit der Hand, der Knochen brach. Unter anderem darum geht es in unserem Gespräch.
Herr Niehus, das Wichtigste zuerst: Wie geht es Ihrer Hand?
Es sieht ganz gut aus. Die Operation ist gut verlaufen und es wird es von Tag zu Tag besser. Die Ärzte sagen, ich falle sechs bis acht Wochen aus. Danach kann ich vermutlich wieder komplett einsteigen und werde davor auch schon immer wieder aufs Eis gehen, einfach ohne Belastung für die Hand. Rundendrehen ist angesagt.
Was nehmen Sie darüber hinaus an Erfahrungswerten von der Weltmeisterschaft mit?
Das ist eine Riesenbühne, viele Augen sind auf einen gerichtet. Ich habe dort eine geile Erfahrung gemacht. Auch wenn es nur ein halbes Spiel war: Du spielst Eishockey auf höchster Klasse, und das ist besonders. Aufgeregt ist man natürlich, aber ich war nicht nervös, sondern habe mich brutal gefreut, zu spielen. Wir haben am Tag davor ein Spiel in der Halle angeschaut. Im Publikum sitzend, hatte ich schon unheimlich Bock, zu spielen.
Ist es ein realistischer Traum, irgendwann einmal für die A-Nationalmannschaft aufzulaufen?
Ein Traum auf jeden Fall. Wenn mein Weg so weitergeht – und ich werde definitiv nicht nachlassen –, dann könnte das schon passieren.
Geboren und aufgewachsen sind Sie in der Schweiz. Wäre die Nationalmannschaft der Eidgenossen eine Option?
Ich kenne die Regularien gar nicht genau, ob ich den Verband noch wechseln dürfte. Aber um ehrlich zu sein, hege ich keine anderen Pläne, als mich für die deutsche Nationalmannschaft zu empfehlen. Das fühlt sich im Moment einfach richtig an.
Was sind generell Ihre Ziele im Eishockey?
Den ersten Schritt habe ich mit dem Profivertrag in Frankfurt geschafft. Meine weiteren Ziele gehen hoch hinaus: Ich würde gerne mal in der NHL spielen. Ich finde die Carolina Hurricanes super, weil sie eine unglaubliche Atmosphäre mit den Fans haben und ich den Trainer Rod Brind’Amour mag. Wenn es einmal so weit sein sollte, ist es aber egal, von welchem NHL-Team ich ein Angebot bekomme.
Für ihren aktuellen Stammverein Frankfurt sind Sie 15-mal in der ersten Liga aufgelaufen. Warum zudem die Leihe zu den Stuttgart Rebels?
Bei Frankfurt läuft es gerade nicht so (Anmerkung der Redaktion: Tabellenviertletzter), demnach bekomme ich wenig Spielzeit. Aber der Verein will uns jungen Spielern die Möglichkeit geben, uns weiterzuentwickeln. In Stuttgart habe ich bis jetzt viel Eiszeit bekommen. Das Vertrauen bringt mich weiter. Am meisten lerne ich, wenn ich das Spiel einfach halte und trotzdem auch mal etwas versuchen kann. Das wird nicht sofort bestraft, wenn es nicht klappt. Man tankt viel Selbstvertrauen.
Können Sie sich dieses Konstrukt auch in der kommenden Saison vorstellen?
Ich persönlich will in der DEL spielen, ganz klar. Wenn die Coaches mir dort aber keine Spielzeit geben können, dann gehe ich gerne nach Stuttgart. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hingehen kann. Die Jungs sind super cool in der Kabine.
Wie ist das Miteinander zwischen Leihspielern und festen Stuttgart-Akteuren?
Es ist für alle nicht einfach, am Anfang vor allem. Man kennt sich nicht wirklich, weiß nicht, wie man auf dem Eis gemeinsam agiert. In jedem Spiel hat es sich aber stetig verbessert.
Wie aufwendig ist die Pendelei zwischen Frankfurt und Stuttgart?
Unter der Woche ist Training in Frankfurt. Je nachdem, wann die Stuttgarter spielen, fährt man einen Tag vor dem Spiel oder am Matchday selbst hin. Dann habe ich meinen normalen Tagesablauf. Das ist nicht wirklich kompliziert.
Was gefällt Ihnen am Stuttgarter Eishockey?
Die Fans beeindrucken mich sehr. Wenn es nicht läuft, fehlt bei Vereinen häufig die Unterstützung. In Stuttgart ist aber immer Stimmung dabei, auch bei Auswärtsspielen. Und in der Mannschaft ist es wie gesagt eine sehr coole Atmosphäre.
Wo führt aus Ihrer Sicht der sportliche Weg der Rebels hin?
Mit dem neuen Trainer, der ein gutes System reinbringt, denke ich, kann Stuttgart in der kommenden Saison ein bisschen weiter oben mitspielen. Jetzt ist es ja eher eine Übergangssaison. In den Spielen haben wir gezeigt, dass wir gegen bessere Teams auch gut aufspielen können und sogar gewinnen könnten. Ich glaube, das wird in der Zukunft möglich sein – ich bin zuversichtlich.