Gab es auch Zeiten in Deutschland, in denen es für Sie nicht zu lustig zuging?
Als ich 2001 vom FC Lugano nach Bremen kam, war die Bundesliga eine ganz andere Welt für mich. Der Rhythmus ist einfach viel schneller. Am Anfang sind deshalb meine Muskeln gerissen, der Körper war daran eben nicht gewöhnt. Ich musste richtig kämpfen. Aber das ist eine der Eigenschaften, die mich so stark gemacht haben. Ich musste immer kämpfen. Nirgendwo war ich lange ein unumstrittener Stammspieler. Aber schließlich habe ich mich dann doch durchgesetzt und den Trainern gezeigt, dass sie sich irren. Mein Kopf war meine große Stärke, so habe ich dem Druck stets standgehalten.

Wer war denn der beste Spieler, mit dem Sie je zusammengespielt haben?
Das ist eine Scheißfrage. Ich stand mit so vielen überragenden Spielern auf dem Platz: Miroslav Klose, Johan Micoud, Mario Gomez oder Sami Khedira. Da kann ich mich doch nicht für einen entscheiden. Allerdings muss ich sagen, dass Mario und Sami viel von mir gelernt haben. Eigentlich verdanken sie ihre Weltklasse-Karrieren auch zu einem gewissen Teil mir (lacht).

Was sind nun Ihre weiteren Pläne?
Zuallererst muss ich betonen: Ich habe auf jeden Fall einen Plan für die Zukunft. Vielleicht werde ich Stefan Raab mit seiner Show ablösen (lacht).

Sie sind studierter Grundschullehrer. Wäre das etwas für Sie?
Nein, ich kann mir nicht vorstellen, Hausaufgaben zu korrigieren. Ich werde als Jugendtrainer beim FC Zürich arbeiten, das wurde schon vor meinem Wechsel vom VfB in die Schweiz vereinbart. Ich möchte jetzt erst einmal Spaß mit den Junioren haben und nach 16 Jahren Profifußball einfach auch runterkommen von der öffentlichen Bühne.

In der Schweiz lief es nach Ihrem Wechsel im Januar 2010 gar nicht so, wie Sie es sich erhofft hatten.
Absolut. Ich wollte Titel gewinnen, außerdem wurde ich auf meiner Position von einem jüngeren Spieler verdrängt. Und auf der Bank ist es dann schwer, da ist Fußball in meinem Alter mehr Kampf als Spaß.

Beim VfB ist der Spaßfaktor derzeit auch nicht sehr hoch.
Die Situation darf man nicht unterschätzen. So ein kleines Detail wie der verschossene Elfmeter von Vedad Ibisevic gegen Wolfsburg kann auf die ganze Hinrunde ausstrahlen. Das kann tiefer sitzen, als die Mannschaft denkt. Der VfB muss sich sein Glück jetzt erst einmal wieder erarbeiten. Aber eines ist doch auch klar, in der ersten Saisonhälfte tut sich der VfB immer schwer. Ich kann den Stuttgarter Fans also versichern: Habt keine Angst, der VfB wird wieder zurückkommen!