Der italienische Komponist Ludovico Einaudi hat auf einer künstlichen Scholle im Eismeer ein Klagelied gespielt. Mit der Aktion möchte er gegen die Zerstörung der Arktis protestieren.

Stuttgart - Vor den steil aufragenden Hängen des Wahlenbergbreen-Gletschers treibt der Pianist einsam auf einer Eisscholle. Konzentriert spielt er auf dem schwarzen Flügel. Die bläulich-weißen Eisberge der Küste Spitzbergens (Norwegen) bilden eine surreale Kulisse, in die sich das Klagelied des Spielenden traurig-schwer einfügt.

 

Was aussieht wie die Installation eines Künstlers, ist tatsächlich eine politische Aktion: Mit seinem Klagelied für die Arktis („Elegy For The Arctic“) möchte der bekannte italienische Pianist und Komponist Ludovico Einaudi gegen die Zerstörung der Arktis protestieren.

Zusammen mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace initiierte er das Konzert im Eismeer, das sich an die so genannte OSPAR-Kommission (Oslo-Paris-Übereinkunft) richtet. Bei einer Staatenkonferenz zum Thema Meeresschutz soll sie in dieser Woche unter anderem über einen Entwurf zum Schutz des Nordost-Atlantiks entscheiden. Greenpeace Spanien möchte die Region, eines der fragilsten Ökosysteme Europas, zum Schutzgebiet erklären lassen. Denn die Eisberge der Arktis schmelzen immer schneller. Nirgendwo sind die Folgen der globalen Erwärmung so spürbar wie in der Arktis. Klimaforscher befürchten, dass die arktische See schon im Jahr 2030 das erste Mal komplett eisfrei sein könnte. Dabei ist das Gebiet nicht nur wegen seiner einzigartigen Biodiversität wichtig: Die Arktis trägt zur Regulierung des globalen Wetters bei.

Acht Millionen Menschen setzen sich für den Erhalt der Arktis ein

Neben Einaudis Konzert, das als Video-Performance auf YouTube zu sehen ist, warb Greenpeace deshalb bereits im Vorfeld der Konferenz um die Unterstützung der Öffentlichkeit. Auf der Internetseite savethearctic.org setzen sich mittlerweile acht Millionen Menschen für den Erhalt der arktischen Meere ein.

„Hier gewesen zu sein war eine großartige Erfahrung für mich“, sagte Einaudi nach dem Konzert. „ So konnte ich die Reinheit und Zerbrechlichkeit dieses Ortes sehen.“ Es sei wichtig, die Bedeutung der Arktis zu verstehen, fügte der Komponist hinzu: Man müsse „den Prozess der Zerstörung beenden und beginnen, die Arktis zu schützen.“

Das Piano wurde von Deutschland ins Eismeer geschifft

Die rund zwei Tonnen schwere künstliche Eisscholle, auf welcher der Pianist spielte, ließ Greenpeace mit dem Schiff Arctic Sunrise in die Arktis transportieren. Das Instrument wurde von Deutschland ins Eismeer geschifft. Für das Konzert, die bisher nördlichste Piano-Performance überhaupt, hatte Einaudi eigens eine Komposition kreiert.

Es ist nicht das erste Mal, dass der 60-Jährige sich für den Klimaschutz einsetzt. Am 19. März 2016 nahm er bei einem Konzert in Nottingham, England, an der Earth Hour teil. An dem jährlichen Aktionstag wird von 19.30 bis 20.30 Uhr Ortszeit die Beleuchtung ausgeschaltet, um auf Energieverschwendung und unnötigen Stromverbrauch hinzuweisen. Einaudis Bühne wurde entsprechend nur mit Kerzen beleuchtet.