Fotos aus dem Stadtarchiv Ludwigsburg zeigen, wie früher im Alten Stadtbad gebadet wurde. Was war damals anders und welche Regeln galten dort?
Wo einst geschwommen und geplanscht wurde, essen heutzutage Schülerinnen und Schüler zu Mittag. 2016 wurde das Alte Stadtbad in Ludwigsburg geschlossen und umgebaut. Die alte Jugendstilarchitektur wurde beim Umbau nicht zerstört, den Planern lag viel daran, den Charme der einstigen Badeanstalt beizubehalten. Die alten Kacheln an den Wänden und die Gestaltung erinnern auch heute noch die Jüngsten daran, dass dieses Gebäude einmal ganz anders genutzt wurde.
Eröffnet wurde das Schwimmbad nach eineinhalb Jahren Bauzeit am 9. Oktober 1908. Die Architekten hinter dem Projekt: die beiden Stuttgarter Paul Schmohl und Georg Stähelin. Nach der Eröffnung zählte man gewissenhaft die Badegäste: 2975 Männer und 739 Frauen sollen es bis zum Monatsende gewesen sein. Der Besuch des Schwimmbads war offenbar Männersache. Während heute höchstens am Ende der Saison auch mal die Hunde ins Freibad dürfen, wurde damals notiert, dass im ersten Monat insgesamt 33 Hunde in einem wohl eigens dafür vorgesehenen Hundebad gebadet haben sollen.
Auch andere Zahlen lassen sich heute noch in Dokumenten nachlesen – unter anderem in einem historischen Band mit dem Titel „Ludwigsburg geht baden“ von Günther Bergan. Ganze 52 Paragrafen sollen früher den Badebetrieb geregelt haben. Unter anderem soll in den Anfangsjahren auf die Benutzung von Spucknäpfen hingewiesen worden sein . . .
Ganz so gemütlich wie heute war es also damals wohl nicht: Während viele Menschen einen entspannten Sonntag gerne auch mal den ganzen Tag in der Therme oder im Schwimmbad verbringen, musste man damals das Bad nach 45 Minuten schon wieder verlassen. Wer dazu länger als zwei Minuten duschen wollte, musste außerdem einen Aufpreis bezahlen.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Stadtbad mit nur wenigen Schäden. US-Truppen beschlagnahmten nach dem Krieg die Schwimmhalle, gaben aber im Mai 1946 die Wannen und medizinischen Bäder frei. Dies soll damals vor allem in Anbetracht der wenigen privaten Bademöglichkeiten als besonders notwendig erschienen sein.
Das gesamte Bad wurde nach einigen Jahren wieder komplett freigegeben, saniert und stand Ende 1950 wieder für Gäste bereit. Aufnahmen aus dieser Zeit zeigen, wie damals gebadet wurde. Unter anderem zeigen sie eine Frau in einer Metallwanne umringt von Gerätschaften bei einer medizinischen Anwendung. Wer heute an Wellness denkt, hat sicherlich ein anderes Bild vor Augen.
Mehrmals wurde das Bad erneuert und umgebaut, auch in den 1960er Jahren kam es nochmals zu einer Generalsanierung. Doch nach den Jahrzehnten stand der Aufwand schließlich nicht mehr im Verhältnis, die finanzielle Lage soll sich außerdem drastisch verschlechtert haben.
Mitte der 1950er Jahre sollen es noch rund 160 000 Badegäste pro Jahr gewesen seien, Mitte der 1980er Jahre nur noch 21 000. Die Ludwigsburger gingen offenbar lieber ins Heilbad Hoheneck oder ins Stadionbad, sie galten als weitaus komfortabler.
Doch was aus dem alten Bad machen: Ein Konzerthaus oder eine Wellness-Oase? Verschiedene Vorschläge wurden diskutiert. Letztlich setzte sich die Idee durch, eine neue Schulmensa zu errichten. Die Eröffnung des neuen Campusbads für Schulen und Vereine läutete schließlich das Ende für das Alte Stadtbad ein. Der letzte Badegast zog am 28. Februar 2016 seine Bahnen, dann schloss das Bad für immer.
Umbau zur Schulmensa
Beschluss
Im Juli 2017 beschloss der Ludwigsburger Gemeinderat den Umbau des Alten Stadtbades in eine Schulmensa.
Umsetzung
Anfang 2018 begann der Umbau und zwei Jahre später, im Mai 2019, konnte die Mensa bereits eröffnet werden. Dort wo einst geschwommen wurde, essen heute Schülerinnen und Schüler zu Mittag.
Kosten 2,3 Millionen Euro kostete der Umbau laut Stadt. Um sie in einem überschaubaren Rahmen zu halten, wurde die Anzahl der Personen auf 200 (keine Versammlungsstätte) begrenzt. Und auch auf eine energetische Sanierung verzichtete die Stadt in Hinblick auf die Kosten.