Exklusiv Siegfried Rapp tritt nächste Woche offiziell sein Amt als Honorarkonsul von Ecuador an. Damit wird aus der Liebe zu einer Region eine diplomatische Aufgabe mit viel Verantwortung.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Nächste Woche wird Siegfried Rapp ein weiteres Schild an die Eingangstür zu seinem Büro am Ludwigsburger Marktplatz schrauben – oder besser – schrauben lassen. Es wird das ecuadorianische Wappen zeigen. Ludwigsburg wird Sitz des Honorarkonsulats des südamerikanischen Landes – und Rapp der dazugehörige Konsul. Er ist damit einer von Fünf in Deutschland, deren Sitz gewöhnlich in den Hauptstädten der Bundesländer ist.

 

Rapp verbinden vier Jahrzehnte Freundschaft mit Südamerika

Wie aber wird man Honorarkonsul? Rapp muss ein bisschen nachdenken, zu frisch ist die Berufung und die Zustimmung vom Land Baden-Württemberg, vom Auswärtigen Amt und den Behörden des südamerikanischen Landes. Erst am Montag hat er das Signal bekommen, alles für seine Amtseinführung am kommenden Dienstag im Rathaus vorbereiten zu können. Rapp gilt wohl allen Instanzen als verlässlicher Kandidat.

Und wenn er sich dann zurücklehnt, ist der erste Satz der von einer mehr als vier Jahrzehnte währenden Freundschaft zu den Ländern Mittel- und Südamerikas. „Ich bin über die Theologie der Armen nach Lateinamerika gekommen“, sagt der 61-Jährige, der an der PH Ludwigsburg Theologie und Germanistik studiert hat. Mit den Jahren sind viele Beziehungen gewachsen – nicht nur zum nicaraguanischen Dichter Ernesto Cardenal.

Ein Honorarkonsul für Menschen aller Coleur

Dann erzählt Rapp von Ecuador, von einem Land mit 15 Millionen Einwohnern. Er schwärmt vom Präsidenten Rafael Correa, der eine Indiofrau zur Ministerin gemacht hat. Einem, der den Schutz der Biosphäre ernst nimmt und mit der Weltgemeinschaft vergeblich einen Deal machen wollte. Nämlich, das Erdöl unter dem Yasuni-Nationalpark ungefördert zu lassen, wenn die Gemeinschaft dem Land die Hälfte der ausbleibenden Einnahmen zahlt.

Doch Rapps grünes Herz schlägt für einen, der Natur und Einwohner schützen will. Aber er sagt auch – schon ganz der Diplomat – dass er ein Honorarkonsul für Menschen jeder politischen Couleur sein werde. Er werde zwar weiter grünes Parteimitglied sein, aber sich mit Parteipolitik noch mehr zurückhalten als schon jetzt.

Für den Amtsträger beginnt eine neue Lernphase

Nach dem Leben als Lehrer, VHS-Bereichsleiter und Mediator tritt er nun „in eine neue Lernphase ein“. Er soll das Interesse für das Land mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von sechs bis acht Prozent wecken. Außerdem betreut Rapp die etwa 300 Ecuadorianer in Süddeutschland. Dazu gehören auch hoheitliche Aufgaben wie das Ausstellen von Pässen. Das ist viel Verantwortung für ein Ehrenamt. Schon am Dienstag will er den Dialog beginnen.

Bleibt die noch ungeklärte Frage für den Novizen, ob ein Honorarkonsulat exterritoriales Gebiet ist. Denn die Botschaften Ecuadors gelten als attraktiver Aufenthaltsort für politisches Asyl Suchende. Julian Assange hält sich in der Londoner Niederlassung auf. Der NSA-Enthüller Edward Snowden sucht noch.