Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Noch vergeht fast kein Tag, an dem Benjamins Mutter nicht auf dem Heimweg von der Arbeit an diesem Grab, das optisch so gar nichts Erdenschweres hat, vorbeifährt. Die Trauerfeier hat ihr geholfen. Am Grab sei es noch einmal schlimm gewesen. Aber an diesem Freitag im April ist sie zum ersten Mal von dem Grab weggegangen, ohne „Rotz und Wasser zu heulen“. Für sie bezeugt das Grab, dass Benjamin Teil ihres Lebens ist.

 

Doch das Grab ist nur ein Schritt dahin, „dass Benjamin gesellschaftlich wahrgenommen wird“, sagt Kristin. Und es scheint noch ein weiter Weg, dass ihr Wunsch Wirklichkeit wird. Obwohl sie ein Kind zur Welt gebracht hat, steht ihr kein Mutterschutz zu. In Telefonaten mit der Klinik sah sie sich mit einer herzlosen bürokratischen Sprache und Abrechnungspraxis konfrontiert, die wenig Verständnis für den Schmerz von Eltern zeigen. Außerdem wartet sie sehnsüchtig darauf, dass Bundespräsident Joachim Gauck endlich das Gesetz unterschreibt, durch welches das Personenstandrecht geändert wird. Dann können sie und andere Eltern ein Kind wie Benjamin endlich auch beim Standesamt registrieren lassen. Wer in den Büchern steht, existiert. Nicht nur in der Erinnerung seiner Eltern.