Die Kitagebühren sollen deutlich steigen. Zu teuer, sagen einige Stadträte in Ludwigsburg – und drängen auf eine Klage gegen die Landesregierung.

Volontäre: Frederik Herrmann (hef)

Die Stadt Ludwigsburg plant eine deutliche Erhöhung der Kitagebühren ab dem Kindergartenjahr 2025/26. Die Anpassungen betreffen vor allem die Ganztagesbetreuung von unter dreijährigen Kindern, deren Beiträge um bis zu 128 Euro und 25 Prozent im Monat steigen sollen. Für Eltern von Kindern über drei Jahren mit einer Betreuungszeit von sieben Stunden sind dagegen Erhöhungen von rund 10 Prozent beziehungsweise 20 Euro im Monat vorgesehen.

 

Ludwigsburg sieht sich aufgrund steigender Kosten im Kitabereich und einer angespannten Haushaltslage zu diesen Maßnahmen gezwungen. Die Bürgermeisterin für Bildung und Soziales, Renate Schmetz, betont, dass die Nachfrage nach Kitaplätzen stark gestiegen ist. Aktuell stehen 4646 Plätze zur Verfügung, 82 Prozent davon in städtischer Hand. Die steigenden Betriebskosten belasten jedoch den städtischen Haushalt erheblich.

Steigende Kitagebühren sollen Haushaltsloch schmälern

„Die finanzielle Lage der Stadt wird immer dramatischer“, erklärt Schmetz. Mit den Mehreinnahmen aus den Kitagebühren soll ein Teil des Haushaltsdefizits ausgeglichen werden. Für das Haushaltsjahr 2026 müssen 2,6 Millionen Euro eingespart werden – unter anderem durch ein weiteres Sparpaket (WIN-LB), das auch eine Erhöhung der Grundsteuer, den Wegfall eines Dezernats sowie die Streichung des Stadttickets für den öffentlichen Nahverkehr vorsieht. Mit der Gebührenreform verspricht sich die Stadt Mehreinnahmen von 788 000 Euro.

Der Landesrichtsatz in Baden-Württemberg sieht einen Elternanteil von 20 Prozent an den Kitakosten vor. Vertreterinnen und Vertreter des Städtetags, Gemeindetags und der Kirchenleitungen sowie der kirchlichen Fachverbände in Baden-Württemberg erarbeiten jährlich Empfehlungen für die zumutbare Höhe der Elternbeiträge. In Ludwigsburg mussten Eltern bisher 14 Prozent der Gesamtkosten von den Kitagebühren zahlen. Die Empfehlung des Landesrichtsatzes für die Betreuungsplätze der Kinder unter drei Jahren hält die Verwaltung jedoch für unzumutbar, möchte aber prüfen, ob die Elterngebühren der sonstigen Betreuungsmodelle kontinuierlich an den Landesrichtwert angepasst werden können.

Jährliche Erhöhung: 6 Prozent bis 2030 geplant

Die Stadtverwaltung plant, die Beiträge der verschiedenen Betreuungsmodelle ab dem Kindergartenjahr 2026/27 jährlich um 6 Prozent anzuheben, bis 2029/30 erneut über eine Anpassung beraten wird.

Für Familien mit geringem Einkommen soll es einen zusätzlichen Rabatt durch die sogenannte LB-Card geben. Diese sieht fortan einen Rabatt von 12 Prozent ab dem Kindergartenjahr 2025/26 vor. Zuvor lag er bei 8 Prozent.

„Da werden wir nicht mitgehen“ – Stadträte äußern Kritik

Die geplanten Erhöhungen stoßen auf Kritik aus der Politik. Während Claus-Dieter Meyer (CDU) die Reform grundsätzlich begrüßt, bezeichnet er die Steigerungen bei den Betreuungsgebühren für Kinder unter drei Jahren als zu hoch. Er fordert eine Reduzierung der Erhöhungen auf maximal 10 Prozent. Markus Gekeler (SPD) empfindet die jährlichen Steigerungen von 6 Prozent hingegen als unzumutbar: „Viele Eltern sind jetzt schon überfordert. Da werden wir nicht mitgehen.“

Auch Meike Allerborn (Linke) lehnt die Anpassungen ab. Trotz der Entlastungen für Geringverdiener durch die LB-Card sieht sie Familien mit mittlerem Einkommen besonders stark belastet. Sie fordert ein zweites Rabattsystem, um diese Familien zu unterstützen.

Stadt plant Klage: Landesmittel für Kitas unzureichend

Einig sind sie sich jedoch darüber, dass das Land mehr beitragen muss. Während die städtischen Ausgaben im Kitabereich zwischen 2013 und 2025 um mehr als 29 Millionen Euro gestiegen sind, blieben die Landesmittel unverändert. Im Jahr 2024 wurden sie sogar reduziert. Die Stadtverwaltung erwägt deshalb rechtliche Schritte gegen das Land Baden-Württemberg.

„Ich glaube, wir haben dafür eine gute Grundlage“, sagt Renate Schmetz. Auch der Bildungs- und Sozialausschuss der Stadt zeigt sich solidarisch. „Die Betreuung von Kindern über drei Jahren hat immer mehr mit Bildung zu tun und ist deshalb auch eine Landesaufgabe“, betont Meyer.

Die Fraktionen im Ludwigsburger Gemeinderat haben nun die Möglichkeit, Änderungsanträge einzubringen. Am 25. Juni soll der Gemeinderat abschließend über das Sparpaket abstimmen. Für den Herbst 2025 hat die Stadtverwaltung bereits ein drittes Sparpaket angekündigt, um die finanzielle Stabilität der Stadt langfristig zu sichern.

Die monatlichen Kita-Gebühren

Berechnung
Die monatlichen Gebühren berechnen sich, indem der jeweilige Betrag mit der Anzahl der Betreuungsstunden multipliziert wird.

Beispiele:
Bei einer Betreuung bis sieben Stunden bei Kindern unter 3 Jahren beträgt der Faktor 59,97 Euro. Bei Kindern über drei Jahren liegt er bei 32,70 Euro. Bei einer Betreuung bis acht Stunden beträgt der Beitragsfaktor für Kinder unter drei Jahren 64,25 Euro. Bei Kindern über drei Jahren liegt er bei 36,33 Euro.