Neueste Studien zeigen, dass die Bevölkerung rapide wächst. Das heißt aber auch: Dank einer stark gestiegenen Geburtenrate werden bald schon sehr viel mehr Plätze in Kindergärten und Schulen benötigt.

Ludwigsburg - Noch vor fünf Jahren hätte es niemand für möglich gehalten: Ludwigsburgs Bevölkerung wächst. „Spätestens im Jahr 2025 werden wir die 100 000er-Marke überschritten haben“, sagt der Bürgermeister Konrad Seigfried. Mit dem Wachstum gerät auch die Alterspyramide in Bewegung. Dank des vermehrten Zuzugs von jungen Paaren ist auch die Geburtenrate gestiegen. „Hatten wir jahrelang nur 800 Geburten im Jahr oder eher weniger, sind es seit 2015 konstant mehr als 1000“, sagt Seigfried, in dessen Ressort auch die Kehrseite dieser Entwicklung fällt: Die Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien sind diesem rapiden Anstieg nicht gewachsen.

 

1,6 Kinder pro Familie

Der städtische Fachbereich Bildung und Familie hatte bei der Projektgruppe Bildung und Region (Biregio) eine Studie in Auftrag gegeben. Auf der Grundlage der abgefragten Zahlen haben die Statistiker Trends festgestellt. Vorausgesetzt, die gute wirtschaftliche Situation dauere an, werde die Kurve bald noch steiler nach oben gehen. Weshalb man im Fachbereich für die zwanziger Jahre mit einer jährlichen Geburtenrate von 1200 Kindern kalkuliert.

Auffallend sei, dass die Zahl der etwa 30-Jährigen so stark zugenommen habe, sagt Julia Müller, die im Rathaus für Statistiken zuständig ist. Dieser Personenkreis „in der Familienplanungsphase“ sei entscheidend für die Dynamik in der Bevölkerungsentwicklung. „Da ist sehr viel Bewegung drin“, sagt Seigfried. Es gebe weiterhin eine große Anzahl von Menschen, die nach Ludwigsburg kommen, und auch viele, die wieder wegziehen. Unterm Strich aber ergebe sich ein Plus. Auch, weil die statistische Kinderzahl pro Familie inzwischen bei 1,6 liegt. Bis vor wenigen Jahren stagnierte sie bei 1,3.

Um den Zuzug zu befördern, plane die Stadt mittelfristig den Bau von 4000 Wohneinheiten, sagt Renate Schmetz, die Leiterin des Fachbereich Bildung und Familie. Parallel dazu aber müssten weitere Kindergärten und Schulen gebaut werden. „In diesem und im nächsten Jahr wird in den Kindergärten einiges an den Start gehen“, so Schmetz. Anbauten und geplante Aufstockungen werden der Stadt 95 weitere Plätze in der Betreuung der unter Dreijährigen und 151 Plätze für die über Dreijährigen bringen. Aber damit sei der erwartete Bedarf noch lange nicht gedeckt. Statt weiterhin nur einzelne Einrichtungen zu bauen, wolle man vermehrt Tagesstätten in Neubausiedlungen integrieren, sagt Seigfried. Das sei so zum Beispiel schon beim Umbau der Jägerhofkaserne als auch beim großen Neubauvorhaben an der Fuchshofstraße vorgesehen.

Planen mit Nachbargemeinden

Sehr viel ungenauer fallen die Prognosen jedoch im Hinblick auf die Schulen aus. Lässt sich noch relativ gut hochrechnen, wann wie viele Kinder in die Grundschule kommen werden, so beginnt beim Übergang in die weiterführenden Schulen die Kaffeesatzleserei. „Wir gehen davon aus, dass die Quote bei den Gymnasialschülern weiter ansteigt“, sagt Seigfried, „aber wir wissen nicht, wie es zum Beispiel mit den Gemeinschaftsschulen weitergeht.“ Allein in Ludwigsburg werden in den zwanziger Jahren vier Züge an den Gymnasien fehlen. Allerdings hofft die Verwaltung auf eine gemeinsame Initiative mit Nachbarkommunen wie Marbach, Bietigheim-Bissingen, Kornwestheim oder Remseck, deren Kapazitäten ebenfalls erschöpft sind.

Mehr Kinder, mehr Betreuung

Altersklassen
Die aktuelle Alterspyramide in Ludwigsburg weist Dellen auf, die darauf hindeuten, dass so bald keine Überalterung droht. Die Staffelung zeigt, dass vor allem das Mittelfeld sehr ausgeprägt ist: Demnach sorgt der Anteil der etwa 30-Jährigen sowie der zwischen 45 und 55 Jahre alten Einwohner für deutliche Ausschläge. Dank der hohen Geburtenraten ist auch der Unterbau innerhalb weniger Jahre sehr viel stabiler geworden.

Bedarf für Kleinkinder
Der Vergleich zwischen der Anzahl von Kindern unter drei Jahren und den dafür vorhandenen Betreuungsplätzen zeigt, dass die Säulen nach einer kurzen Phase der Annäherung wieder deutlicher auseinanderdriften. Gab es 2006 nur 372 Plätze für 2401 Kinder, so waren es 2010 dann 499 Plätze für 2480 Kinder. Inzwischen gibt es 952 Betreuungsplätze, aber im Gegenzug ist die Zahl der Kleinkinder auf knapp 3000 gestiegen.