Der Ludwigsburger Bauausschuss gibt grünes Licht für den Mensabau an der Gartenstraße und das Familienzentrum in Poppenweiler. Im August beginnen die Arbeiten – mit viel Verspätung.

Ludwigsburg - Im August werden die Bagger für zwei lang und kontrovers diskutierte Ludwigsburger Bauprojekte anrollen: im Stadtteil Poppenweiler wird mit dem Bau des Kinder- und Familienzentrums (KiFa) an der Erdmannhäuser Straße begonnen und in der City mit der Installation von Pfählen, auf denen die Mensa und die Bewegungshalle am Grundschulcampus in der Gartenstraße errichtet werden soll. Mit der Vergabe der ersten Gewerke hat der Bauausschuss das Startsignal gegeben.

 

Für das Kinder- und Familienzentrum werden 3,8 Millionen Euro Kosten veranschlagt, für die Ergänzungsbauten am Grundschulcampus 3,9 Millionen Euro. In beiden Fällen liege man im Augenblick um etwa 100 000 Euro über dem Limit, sagt Mathias Weißer, der Leiter des Fachbereichs Hochbau und Gebäudewirtschaft. Allerdings bestehe bei beiden Projekten noch die Möglichkeit, diese Mehraufwand an anderer Stelle wieder hereinzuholen. Der Puffer für unvorhergesehene Ausgaben sei indes gering. Im Fall des Grundschulcampus sei die Gefahr weniger groß, weil bereits 68 Prozent der Arbeiten vergeben seien, während es in Poppenweiler nicht ganz die Hälfte ist, sagt Weißer. Die Ausschreibung für die Elektroarbeiten für das KiFa musste aufgehoben werden, weil nur ein Angebot eingegangen ist, das weit über dem errechneten Kostenrahmen lag. Das Problem: „Die Auftragsbücher der Handwerker sind voll“, sagt Weißer.

Ärgernis Holzlamellen

Roland Glasbrenner kritisierte erneut die „sehr aufwendige Architektur“ vor allem in Poppenweiler. Es gebe beim KiFa-Projekt „riesige Preissprünge“, seit im vergangen Jahr der Grundsatzbeschluss gefasst worden sei. „Aber man braucht jetzt nicht so zu tun, als sei etwas Besonderes passiert.“ Nach Ansicht des Sprechers der Freien Wähler ist diese Entwicklung der ambitionierten Planung geschuldet.

Glasbrenner stört sich ebenso wie Margit Liepins (SPD), Bernd Kirnbauer (FW) und Charlotte Kucher (SPD) vom Stadtteilausschuss Poppenweiler an der Fassadengestaltung mit Holzlamellen. Gabriele Barnert vom Hochbauamt hatte zuvor erläutert, dass diese Holzlamellen sowohl den Lichteinfall eindämmen als auch den Blick von Passanten ins Innere versperren sollen. Denn die Südseite des KiFa grenzt knapp an den Fahrbahnrand der Erdmannhäuser Straße. „Aber warum soll denn niemand reinschauen können?“, fragte Kucher. „Sind es nicht vielmehr die Anwohner, die sich gestört fühlen?“

Bauen mit Verspätung

Den Kritikern der Lamellenfassade ist das Konzept zu mächtig. Während das Hochbauamt betont, es passe wegen des Scheunencharakters gut in den dörflichen Stadtteil, erinnerte Liepins daran, dass es auch in Poppenweiler Neubaugebiete gebe und keineswegs alle Häuser am Ort im Bauernhaus- und Scheunenstil errichtet worden seien. Elga Burkhardt (Lubu) meinte dagegen, mit dem KiFa erhalte der Teilort etwas völlig Neues. Tatsächlich erinnere nichts davon an Scheunen. Elfriede Steinwand (Grüne) lud die Lamellenkritiker zu einer Besichtigung ins Jugendhaus von Bietigheim-Bissingen ein: „Das ist wirklich praktikabel und es sieht sehr gut aus.“

Die Vergabe im Fall des Mensabaus an der Gartenstraße reicht schon von den Rohbauarbeiten über die Heizungs- und Sanitärinstallation bis zur kühltechnischen Ausstattung. Weitere Gewerke wie die Lüftungsinstallation oder die Aufzugstechnik sollen im Herbst vergeben werden. Der Bau an der Gartenstraße hat sich mehrmals verzögert. Die betroffenen Schulen – Pestalozzi und Anton-Bruckner – müssen improvisieren. Auch mit dem KiFa ist die Stadt in Verzug. In Poppenweiler gib es bisher praktisch keine Betreuungsplätze für unter Dreijährige.