Das 1824 erbaute Anwesen wechselte im Drei- bis Vierjahresrhythmus den Besitzer. Und immer wieder wurde etwas umgebaut oder abgerissen – zuletzt 2003 ein Küchen- und Waschgebäude, das südlich der Villa stand und in den Unterlagen über das Anwesen als „Barockhaus im italienischen Stil“ geführt wird. Auf einen Militär folgte ein Gärtner, auf den ein Pfarrer, darauf ein Landwirt und danach ein Kaufmann.

 

Erst 1878 zogen Prinz Wilhelm, der Neffe von König Karl I. von Württemberg, und dessen Ehefrau Georgine Henriette Marie von Waldeck-Pyrmont dort ein. Ein Jahr später erhielt das Landgut den Namen Marienwahl. Das Prinzenpaar gab nicht viel auf seinen VIP-Status: die junge Mutter ging mit dem Kinderwagen auf der Eglosheimer Allee spazieren (heute: Heilbronner Straße), und der künftige König fuhr ohne Leibwächter in die Stadt. Bis zu einem versuchten Attentat am 20. Oktober 1889: ein arbeitsloser Sattler schoss mit einer Pistole auf die Kutsche, mit der Wilhelm und seine Tochter Pauline zur Kirche fahren wollten. Niemand wurde verletzt, der Attentäter überwältigt.

Zwischen 1921 und 1930 war das Landgut geschlossen. Erst dann zogen Dietrich zu Wied und dessen Frau Antoinette dort ein. Von 1946 an lebte auch Pauline, die Tochter des letzten Königs, wieder dort – bis zu ihrem Tod 1965; sie bewohnte das westliche Kavaliersgebäude. Von 1988 an war das Anwesen verlassen, vieles verfiel, wurde beschädigt oder gestohlen. 1996 besann sich Prinz Ulrich zu Wied wieder auf das Haus. Nun wollte er es in ein Hotel umbauen, doch die Herberge blieb Bauruine. Schließlich ließ er das Haus von 2003 an in den heutigen Zustand versetzen.