Der Kindergarten im Marstallcenter wird zum Politikum: Die Mitglieder des Sozialausschusses entscheiden zwar nur über die zeitweilige Auslagerung der Kindergartengruppe, deuten aber schon Widerstand gegen die Energetische Sanierung an.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Alles hängt mit allem zusammen. Besonders dann, wenn zwei Topthemen wie die Revitalisierung und Aufwertung des Marstallcenters und die Kindergartensituation in der Innenstadt aufeinandertreffen. Und so war es ein verwegener Wunsch der Verwaltung zu hoffen, der Ausschuss für Bildung, Sport und Kultur würde am Mittwochabend nur darüber entscheiden, ob die Kinder der Tagesstätte Marstallcenter für die Zeit der Bauarbeiten in der Geschäftsetage in ein Ausweichquartier in der Silcherschule umziehen sollen. Darin waren sich nämlich alle Fraktionen einig: natürlich ist den kleinen Besuchern der monströse Baulärm nicht zumutbar. Aber darum ging es eigentlich gar nicht in dieser Sitzung, die man wohl getrost als Testlauf für die Sitzung des Bauausschusses am Donnerstagabend verstehen darf.

 

Testlauf für den Bauausschuss

Das viel größere Thema waren die Kosten der Energetischen Sanierung der Kindertagesstätte, die wie ein Vogelnest am Marstellcenter klebt und entsprechend viel Außenhaut hat. Diese Maßnahme hatten Sozial- und Bauausschuss im November letzten Jahres im Grundsatz beschlossen. Doch die Überzeugung, diesen Weg auch wirklich gehen zu wollen, schwindet deutlich angesichts der Kosten. Zumal die Hoffnung, einen Teil des Geldes von der ECE, dem Mehrheitseigentümer und Sanierer des Marstallcenters, aus der Rücklagenkasse der Eigentümergemeinschaft zu bekommen, sich nicht erfüllen werden. Auch lehnt die ECE die Übernahme der Einrichtung als Betriebskindergarten ab.

So könnte der Austausch der Fenster, die Erneuerung der Fassade und die anspruchsvolle Neugestaltung der Freiflächen für die Stadt mit 970 000 Euro zu Buche schlagen. Der Verzicht auf die sehr ambitionierte Freiflächengestaltung würde die Kosten für die Baumaßnahme auf 770 000 Euro sinken lassen. Aber auch diese Kostenreduzierung schien der Mehrheit der in der Sache gar nicht zuständigen Ausschussmitglieder nicht konsensfähig. Die Idee vom Neubau an anderen Stelle war am Mittwoch wieder Thema.

Die mehrzahl der Räte denkt wieder über einen Neubau nach

Rosina Kopf (CDU) kündigte an, dass ihre Kollegen im Bauausschuss der Vorlage zur Energetischen Sanierung nicht zustimmen werden. An dem Standort Marstallcenter sei eine Kindertagesstätte langfristig nicht zukunftsfähig. Kopf will die Hoffnung nicht aufgeben, die Räume doch noch in einen Betriebskindergarten überführen zu können. Auch für Eberhard Daferner und die SPD ist der finanzielle Aufwand nicht unerheblich. „Wir sind jedoch der Meinung, dass wir das machen sollten, weil ich langfristig keine Chance sehe, einen anderen Standort zu finden.“ Die Stadtverwaltung hatte auch in dieser Sitzung betont, es gebe in der Innenstadt keine Fläche, an der ein vierklassiger Kindergarten – unter Einbeziehung der Gruppen aus der Einrichtung in der Oberen Markstraße - realisierbar sei.

„Wir brauchen eine größere Einrichtung in der Innenstadt“, schloss sich dennoch auch Helga Schneller (FW) der CDU-Fraktion an. Ihre Kritik regte sich ebenso wie die von Johannes Herr (FDP) an den Eigentumsverhältnisse und den finanziellen Vorleistungen, auf die die Stadt sich einlasse. Auch Herr favorisierte einen Neubau. Anita Klett-Heuchert (Grüne ) hingegen wollte angesichts des in Zukunft modernisierten Einkaufszentrums die Idee von einer Überführung in einen Betriebskindergarten noch nicht aufgeben.

Millionenprojekt ist im Haushalt nicht vorgesehen

Wiederholt mahnte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried: „Wir brauchen eine Perspektive. Sie wollen die Quadratur des Kreises“. In dem aus seiner Sicht nicht realisierbaren Wunsch nach einem Neubau in der Innenstadt sieht er keinen Weg. Ähnlich sieht es auch sein Kollege, der Baubürgermeister Michael Ilk. Seigfried schlug gar einen Workshop vor, in dem man sich verständige, was man politisch wolle. „Im Moment reden wir von einem Millionenprojekt“. In der Haushaltsplanung ist ein solches bislang nicht vorgesehen.