Das Klinikum am Weissenhof richtet in Ludwigsburg ein neues Behandlungsangebot für psychisch kranke Kinder und Jugendliche ein. Von Januar an gibt es 15 Plätze für junge Patienten – die ersten im Landkreis für eine stationäre Therapie.

Ludwigsburg - Die Lücke ist groß gewesen. Für Kinder und Jugendliche mit schwereren psychischen Erkrankungen gab es bislang keine Möglichkeit der stationären Behandlung im Kreis Ludwigsburg. Das wird sich nun ändern: Am 13. Januar eröffnet die neue Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Ludwigsburg. Der Bedarf ist da: 14 der 15 Plätze sind für die ersten Wochen bereits belegt.

 

Marianne Klein ist begeistert von dem neuen Angebot. „Das ist super, dass es im Landkreis Ludwigsburg nun auch eine Anlaufstelle gibt“, sagt sie. Klein ist Chefärztin am Klinikum am Weissenhof in Weinsberg, das die Ludwigsburger Tagesklinik als Außenstelle betreiben wird. Bereits 2008 habe das Land Baden-Württemberg den Ausbau der Tageskliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie beschlossen. Aber die Suche nach einer geeigneten Immobilie und einem guten Standort habe sich im Landkreis Ludwigsburg hingezogen, berichtet Klein.

An anderen Standorten gibt es bereits Tageskliniken

An anderen Standorten ging es schneller. Die erste Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums am Weissenhof sei in Heilbronn eröffnet worden, berichtet der Betriebsdirektor und stellvertretende Geschäftsführer Klaus Kupfer. Auch in Schwäbisch Hall habe man bereits ein solches Angebot eingerichtet, zudem sei noch eine Tagesklinik in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) geplant. Seit etwa zehn bis 15 Jahren setze man verstärkt auf Tageskliniken, um den vollstationären Bereich zu entlasten, so Kupfer. „Wir machen auch gute Erfahrungen mit diesen Angeboten“, sagt er.

Die Suche habe zwar gedauert, dafür könne nun aber der von ihrer Klinik favorisierte Standort direkt am Ludwigsburger Krankenhaus realisiert werden, freut sich Klein. Die Tagesklinik wird über zwei Stockwerke verteilt im ehemaligen Schwesternwohnheim des Klinikums Ludwigsburg eingerichtet, das eigens für diese Nutzung saniert wurde. Die Nähe zu den anderen medizinischen Einrichtungen des Klinikums sei ideal, findet die Chefärztin. Denn durch die kurzen Wege ergäben sich sicherlich schnell Synergien.

Für extrem schwere Fälle nicht geeignet

Auch unabhängig vom konkreten Standort sei die Tagesklinik ein großer Gewinn für den Kreis Ludwigsburg. Denn das Angebot sei sehr niederschwellig: „Mit dieser Einrichtung erreichen wir Kinder und Jugendliche, die niemals zu uns nach Weinsberg kommen würden“, sagt Klein. In Weinsberg unterhält das Klinikum am Weissenhof eine vollstationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie. Allerdings sei die Behandlung dort stets eine Intensivtherapie, bei der die jungen Menschen komplett aus ihrem Umfeld herausgerissen würden, erklärt die Chefärztin. Wer in der Tagesklinik therapiert wird, verbringt hingegen die Nächte zu Hause und wird nur tagsüber stationär behandelt.

Auch die Krankheitsbilder seien in der Tagesklinik etwas anders, so Klein. Die ganz schweren Fälle, wie Suizidgefährdete oder Drogen- und Alkoholabhängige, würden ausschließlich in Weinsberg behandelt. Zur Ludwigsburger Tagesklinik können hingegen Kinder und Jugendliche mit emotionalen und Verhaltensstörungen kommen, die aufgrund dieser Problematik in ihrem Alltag beeinträchtigt sind. Dazu gehören Kinder und Jugendliche mit Angststörungen, Depressionen und Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, aber auch Schulverweigerer. Sie werden von einem Team aus Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen, Therapeuten und Fachkrankenschwestern sowie Erziehern behandelt. Neben der Psychotherapie mit Gesprächen, Verhaltenstrainings und der Analyse von Familienstrukturen wird auch Bewegungstherapie und soziales Kompetenztraining angeboten. Während ihrer Therapie können die jungen Patienten die Schule für Kranke im Klinikum besuchen.

Die 15 Behandlungsplätze stehen Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren offen. Wer das Angebot nutzen wolle, könne sich direkt an die Tagesklinik wenden, sagt Marianne Klein. Ideal sei zwar der Weg über den Hausarzt, aber es werde ohnehin stets ein Vorgespräch geführt, um auszuloten, ob die Tagesklinik die richtige Adresse für den jeweiligen Patienten sei.