Die Läden des bald eröffnenden Marstallcenters brauchen noch Arbeitskräfte. Agentur für Arbeit und Jobcenter helfen mit einer Jobmesse im Kulturzentrum nach.

Ludwigsburg - Schon bevor es losgeht, ist die Schlange viele Meter lang: vom ersten Stock die Treppen hinunter bis fast vor die Tür des Kulturzentrums stehen die Menschen an, Bewerbungsmappen in der Hand, darauf wartend, dass sich die Türen zu den Ausstellern öffnen. Vor dem noch verschlossenen Eingang steht ein junger Mann mit neongrünem Shirt, und darauf ist zu lesen: „Wir scharren schon mit den Hufen“. Gemeint ist die Eröffnung des Marstallcenters am 30. September. Insgesamt 65 Läden werden dort einziehen –und viele davon brauchen noch Mitarbeiter.

 

Nun ist es ungewöhnlich, dass Jobcenter und Agentur für Arbeit, zusammen mit dem Marstall-Investor ECE, eine Jobmesse eigens für ein Einkaufszentrum veranstalten. „Dieses Format gibt es im Landkreis zum ersten Mal“, sagt Katrin Friedrich, beim Jobcenter zuständig für Firmenberatung. Birgit Festag, die Pressesprecherin der Agentur für Arbeit im Landkreis, nennt die Veranstaltung innovativ. „So leicht kommt man sonst an keinen Job ran“, sagt sie.

15 der 65 neuen Geschäfte sind an diesem Dienstag im Kulturzentrum auf Mitarbeitersuche, darunter ein Reformhaus, ein Friseur und zahlreiche Bekleidungsgeschäfte. Insgesamt sind 63 Stellen zu haben, vor allem Verkäufer und Kellner werden gesucht.

Das Jobcenter rechnet mit mindestens 500 Bewerbern

Man könnte meinen, dass der Markt an Verkäuferinnen und Verkäufern durch Breuninger in Ludwigsburg oder Gerber und Milaneo in Stuttgart bereits abgegrast ist. Aber weit gefehlt: „Der Bedarf am Arbeitsmarkt ist da“, sagt Friedrich. Sie rechnet mit mindestens 500 Bewerbern. Dabei vermeldet die Arbeitsagentur seit Monaten Rekordzahlen: 3,4 Prozent Arbeitslosenquote im Juni, so niedrig wie seit November 2011 nicht mehr, dazu mehr als 3500 freie Stellenangebote. „Das Problem ist, dass die Anforderungen für viele Stellen recht hoch sind, die Arbeitslosen aber tendenziell eher niedrig qualifiziert sind“, erklärt Friedrich.

So haben es im Kulturzentrum auch jene Firmen schwerer, die Mitarbeiter mit einer bestimmten Ausbildung suchen, wie das Reisebüro oder der Friseur. Branchenbedingt wuseln vor allem Bewerberinnen von Stand zu Stand. Besonders begehrt sind TK Maxx, eine Kette für günstige Mode, und ein Laden für Damenunterwäsche.

Subway sucht „Sandwich Artists“

„Die sind ja alle so jung, wie soll ich da eine Chance haben“, klagt eine 59-Jährige. Seit Jahren sucht die gelernte Köchin einen Job, davor hat sie fünf Kinder großgezogen. „Ich war hauptberuflich Mama“, sagt sie. Jetzt soll es wieder in die Gastronomie gehen, bei der Sandwich-Franchise-Kette Subway beispielsweise oder bei einem Maultaschenhersteller. Nur sind da gerade die Bewerbungsformulare ausgegangen.

Nick Schill, der Franchise-Partner von Subway im Landkreis Ludwigsburg kann zufrieden sein: knapp 30 Vorstellungsgespräche habe man in zwei Stunden geführt. Noch relativ einfach sei es, jene Leute zu finden, die für die Kunden die Baguettes belegen – im Firmenjargon heißen sie Sandwich-Artists. „Schwieriger wird es dann schon beim Schichtleiter oder dem Restaurantleiter“, sagt Schill. Einen kleinen Erfolg hat auch Renato Simunovic zu vermelden: Er kann in einem Modegeschäft als Verkäufer zur Probe arbeiten.

„Ich suche schon lange, habe aber bisher noch nicht die Chance bekommen“, sagt der 21-Jährige. Ob es mit seinem großen Traum, einem Studium der Wirtschaftspsychologie klappt, entscheidet sich in den nächsten Wochen. „Falls es wegen des Numerus Clausus nichts wird, ist es gut, ein zweites Standbein zu haben“, findet er. Und wenn es klappt, könne er ja immer noch in Teilzeit als Verkäufer arbeiten. „So oder so: Ich kann nur gewinnen.“