Solange Vater und Mutter leben, ist man Kind. Mit ihrem Tod ist alles anders. Wie schwer und belastend der endgültige Abschied sein kann, hat Barbara Dobrick erforscht und beschrieben – und natürlich auch am eigenen Leib erlebt. Am Donnerstag spricht sie darüber im Klinikum.
04.11.2013 - 13:00 Uhr
Ludwigsburg – - Wenn die Eltern sterben, fühlen sich auch Erwachsene mutterseelenallein. Viele empfinden das als den Verlust aller Geborgenheit. Das ist normal, sagt Barbara Dobrick, die sich seit 20 Jahren mit dem Thema beschäftigt.
Frau Dobrick, hört man erst dann auf Kind zu sein, wenn die Eltern sterben?
Ja, aber zunächst fällt man oft noch mal ganz tief in die kindlichen Gefühle den Eltern gegenüber zurück.
Welche Gefühle sind das?
Zuneigung, Liebe, Wut, Hoffnung, Trotz, Enttäuschung, Empörung, Schmerz, Sehnsucht – all das, was Kinder ihren Eltern gegenüber empfinden können. Da die Beziehungen zu den Eltern die prägenden Beziehungen in unserem Leben sind, bleiben auch diese Gefühle in uns erhalten. Sie verändern sich, wenn wir innerlich wirklich erwachsen werden. Dann schwächen sie sich ab oder lösen sich auf. Da es aber für viele Menschen kein wirkliches Ziel ist, erwachsen zu werden, bleiben viele Menschen von kindlichen Gefühlen bestimmt, oft genug auch eingeschränkt.
Sind die Gefühle dann der Indikator für den Stand der Beziehung zu den Eltern?
Sie sind Indikator für die eigene Beziehungs- und Konfliktfähigkeit. Die muss man sich ja irgendwann selbst erarbeiten. Eltern-Kind-Beziehungen sind oft verblüffend statisch. Gefühlsmäßige Abhängigkeiten bleiben oft bestehen – egal ob das Kind 20 oder 50 Jahre alt ist. Ein Beispiel sind Versorgungswünsche. Die sehen wir heute oft. Stichwort: Hotel Mama.