Die Saison 2018 beginnt mit einer Gebührenerhöhung, der Ärger ist groß: Werbung in der City und die Bewirtung unter freiem Himmel werden in Ludwigsburg teurer.

Ludwigsburg - Wirte und Werber sind verärgert über die Stadt Ludwigsburg. Deren Ordnungsamt hat ihnen zum Jahreswechsel eine gesalzene Erhöhung der Gebühren für die Außengastronomie als auch die Plakatierung in der Stadt präsentiert. Der Groll der Betroffenen wird noch dadurch verstärkt, dass die Maßnahme ihrer Meinung nach nicht offen diskutiert worden ist. Die Verwaltung hält dagegen: Lokalbetreiber und Werbeleute könnten froh sein, dass die Tarife fast zehn Jahre lang sehr gering gewesen seien.

 

„Wir haben so schon so viele Ausgaben, alles ist teurer geworden“, meint Maira Da Cancellis, die Betreiberin des Lokals „Permesso“. „Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten“, sagt Adriano Moro vom Restaurant „La Signora Moro“. Die Gaststätten rund um den Marktplatz trifft es besonders hart. Denn mit der Anhebung der Gebühr wurde auch ein neues Zonenmodell eingeführt: Der Marktplatz gilt in der Verordnung ab sofort als 1a-Lage, deshalb wird von der Gastronomie in der Innenstadt am meisten verlangt. Wer in der Unteren Stadt oder jenseits der Bärenwiese seine Gäste im Freien bewirtet, zählt zur Zone 2, während die Wirte in den Vororten zur Zone 3 gehören und somit am wenigsten zahlen müssen.

Weniger Werbung?

In Zone 3 kostet die Miete für den Quadratmeter in der Außenbewirtung künftig 20 Euro, in Zone 2 beträgt sie 25 Euro und in Zone 1 sind es 45 Euro. Zum Vergleich: Bisher mussten die Wirte rund um den Marktplatz 18 Euro zahlen. „Wer sein Lokal an sieben Tagen in der Woche geöffnet hat, wird belohnt“, sagt Heinz Mayer, der Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung. Ihm werde ein Nachlass um zehn Euro gewährt: „Wir wollen ja, dass der Marktplatz belebt ist.“

Was die Plakatierung in der Innenstadt angeht, so hat die Stadt bisher für 60 Werbetafeln im größtmöglichen Format A 0 351,50 Euro verlangt. Seit dem 1. Januar sind es 945,50 Euro. „Das ist eine Steigerung um fast 300 Prozent“, sagt Frank Gerger vom gleichnamigen Werbebüro in Markgröningen. Er hängt 90 Prozent seiner Plakate in Ludwigsburg auf. „Wenn wir das zahlen müssten, könnten wir gleich zumachen“, sagt Gerger. „Das müssen unsere Kunden tragen, und die haben ganz schön geschluckt.“ Der eine oder andere werde die Werbung darum sicher zurückfahren.

Während Gerger darauf hinweist, dass sich die Stadt damit ein Stück weit ins eigene Fleisch schneide, weil davon selbstverständlich auch Veranstaltungen in der MHP-Arena betroffen seien, sagt Mayer, dass ein gewisser Reglementierungseffekt willkommen sei. Damit gelinge es vielleicht auch, die Plakatflut einzudämmen, die vielen Ludwigsburgern ein Dorn im Auge sei. Vor allem an den Bäumen entlang der Frankfurter- und der Stuttgarter Straße.

„Es gibt einen Kardinalfehler“

Axel Müller von der Vereinigung der Innenstadthändler (Luis) verteidigt die Gebührenerhöhung. Der Verein sei von Anfang an in die Überlegungen eingebunden gewesen. „Wir müssen bedenken, dass die Stadt auch viel dafür tut, dass der Marktplatz und die Fußängerzone in einem attraktiven Zustand sind.“ Gehörten zum Beispiel der Marktplatz oder die Werbeflächen verschiedenen Privatunternehmen, würden diese schon lange sehr viel höhere Mieten verlangen. Im Vergleich zu anderen Städten sei Ludwigsburg noch günstig.

Allerdings gebe es einen „Kardinalfehler“ bei der Sache, meint Müller: „Die Summe erschreckt natürlich.“ Es sei versäumt worden, die Gebühr in kürzeren Abständen und in kleineren Schritten anzuheben. Das räumt auch Mayer ein: „Natürlich sind die Betroffenen erst einmal geschockt. Es war blöd, dass die Gebühr so lange unverändert geblieben ist.“ Doch während Städte wie etwa Heilbronn in den Premiumlagen schon jetzt 75 Euro für den Quadratmeter Gastrofläche verlangten, liege auch die mögliche Obergrenze in Ludwigsburg bei 60 Euro.

„2009 wurde ein Rahmen von 18 Euro bis 60 Euro beschlossen“, sagt der Ordnungsamtsleiter. „Bisher befanden wir uns am unteren Ende.“ Mit der Erhöhung sei die Stadt einer Kostendeckung nur näher gekommen, erreicht sei sie noch nicht.