Michael Herzog von Württemberg öffnet die Türen zu den Lieblingsräumen seines Weinguts bei Schloss Monrepos in Ludwigsburg. Der Barrique-Keller, in dem knapp 60 Eichen-Fässer mit einem Volumen von je 225 Litern lagern, ist einer dieser Lieblingsräume.

Ludwigsburg - Die Holz ist leicht angebrannt. Diese Toastung und der Sauerstoff entscheiden über die Geruchs- und Geschmacksaromen.“ Michael Herzog von Württemberg beschreibt, wie Wein in Barrique-Fässern heranreift. Der Barrique-Keller ist einer der Lieblingsräume des Herzogs auf in seinem Weingut bei Schloss Monrepos. Knapp 60 Eichenfässer mit einem Volumen von je 225 Litern lagern in schwarzen Metallstellagen, mit Strahlern punktuell akzentuiert. In Szene gesetzt ist auch die Wand, die an eine Trockenmauer im Weinberg erinnert, dort erhebt sich das metallene Wappen der Herzöge von Württemberg: drei Hirschstangen unter der Krone, eingerahmt von Lorbeer- und Palmzweig.

 

Der Raum hat eine klare, gleichwohl anheimelnde Atmosphäre. Der Herzog zeigt auf die Fässer: „Sie werden aus Eichen unseres eigenen Forsts hergestellt.“ Die weißen Buchstaben- und Zahlenkombinationen auf deren Stirnseite muten wie allerlei Formeln an. Doch für „att.“, „halb“ oder „lemb.“ stehen Weinsorten wie Attempto oder Lemberger und deren Behandlung, etwa „halbiert“. „Das ist von unserem Kellermeister Moriz Just“, erklärt Claudia Krügele, Kaufmännische Leiterin auf dem Weingut Herzog von Württemberg. Der Herzog ergänzt: „Hier entstehen unsere besten Kreationen und Cuvées, wir drei probieren hier zusammen und experimentieren.“

„Weniger ist mehr“ ist hier Programm

Wer das Gut besucht, ahnt nichts von diesem Kleinod, das nur für exklusive Weinproben geöffnet wird. Aber auch die helle Vinothek, die den Weinliebhaber zunächst empfängt, ist einen Besuch wert. Konstruktive Kuben, in die Wände eingelassen, präsentieren – indirekt beleuchtet – die Weine. Die gemaserte Eichentheke kontrastiert mit den schlichten weißen Wänden. Mies van der Rohes Stilprinzip „Weniger ist mehr“ ist hier Programm. Akzente setzt auch hier eine Steinwand, in die ein Bildschirm integriert ist: Dort sind die Steillagen und die Rebsorten des Guts zu sehen. Das Herz der Vinothek ist indes ein hoher, langer Eichentisch für die Degustation (das Ausschenken und Probieren der Weine), der den Kunden jegliche Hemmschwelle ob des illustren Ortes nimmt.

Verkostet werden kann auch eine Etage tiefer. Dort finden jeden ersten Freitag im Monat Weinproben statt – aber auch außerhalb dieser Zeit können diese vereinbart werden. „Das Interesse steigt ständig“, freut sich Claudia Krügele. „Mit 30 Weinproben im Jahr haben wir begonnen, nun sind es 150.“ Mit dabei ist stets der erste württembergische König Friedrich I, der von einem Gemälde auf eine lange Tafel blickt. Auch dem Besucher werden Einblicke geboten. Neben Friedrich folgt ein hohes Glasfenster, das enorme Fässer enthüllt. Im Fokus: ein eindrucksvolles Exemplar mit Widmung aus den 50er-Jahren. Je nach Sorte werden zudem Edelstahlbehälter zur Gärung verwendet, wie sie im Keller nebenan zu entdecken sind.

Das Weingut setzt auf alte, heimische Sorten

Diese müssen heuer freilich noch befüllt werden, die Weinlese steht noch an. Um den richtigen Zeitpunkt zu finden, werde der Reifegrad der Trauben genau per Laptop analysiert, erklärt der Herzog, der einst Landwirtschaft studierte. „Priorität hat die Qualität, nicht die Quantität wie es einst im Land üblich war.“ Während früher auf dem Weingut mehr als 400 000 Liter im Jahr produziert wurden, sind es nun zwischen 200 000 und 250 000 Liter. Obwohl längst auch Sorten wie Merlot angebaut werden, so setzt man im Weingut des Hauses Württemberg auf die alten heimischen Sorten. „Ohne Trollinger geht es nicht“, schmunzelt er. Gern trinke er auch einen Lemberger oder das Stettener Brotwasser, „einer der besten Rieslinge“.

95 Prozent der herzöglichen Tropfen bleiben im Land

Die Weinbautradition des Hauses Württemberg reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Doch erst lange danach rückte diese ins Licht der Öffentlichkeit. Das Weingut wurde 1997 – ein Jahr, nachdem Michael Herzog von Württemberg in das Familienunternehmen einstieg – von einer Fachzeitschrift zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt. Im Jahr 2011 war der Lemberger Untertürkheimer Mönchberg bester Rotwein, 2013 war es der Spätburgunder Mundelsheimer Käsberg.

Der Herzog sieht diese Erfolge – und die seiner Kollegen, etwa vom Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter VPU – auch als Werbung für die Region. „Wir müssen zeigen, auch international, welch tolle Weine wir hier haben.“ Das wissen Kenner anderer Ländern – und sie kaufen. Doch 95 Prozent der herzöglichen Tropfen gehen im eigenen Land weg.